Weiße Weihnachten – schon immer eine seltene Angelegenheit
Wir haben gerade Ende November und die ersten „Vorhersagen“ für das Weihnachtswetter 2019 machen schon die Runde. Das ist natürlich völlig sinnlos, weil Wochen zuvor noch niemand sagen kann, wie das Wetter zu Weihnachten wird. Insgesamt muss man sagen, dass ein weißes Weihnachten im deutschen Tiefland schon immer sehr selten war.
Schaut man sich eine Auswertung seit 1950 an, so gab es in der Kölner Innenstadt nur insgesamt vier Mal eine geschlossene Schneedecke an einem 1. Weihnachtsfeiertag (25. Dezember). In Berlin war das immerhin 16 Mal der Fall, in München sogar 25 Mal. Frost und Schnee sind also selbst in München an Weihnachten unwahrscheinlicher als grüne oder besser gesagt graue oder braune Weihnachten. Sie finden die komplette Auswertung mit vielen Informationen im folgenden Beitrag:
In unserem großen Wetterarchiv finden Sie zudem jeweils:
Ein paar Infos in einem Video auf unserem Youtubekanal (gerne abonnieren, danke!)
Selbst die jüngere Generation erinnert sich bestimmt noch an das oft erwähnte Weihnachten 2010. Der Dezember war einer der kältesten seit Aufzeichnungsbeginn und in der Tabelle oben sehen wir auch schön, wie das kalte und schneereiche Weihnachten völlig aus der Reihe tanzt und ein Extremereignis ist. Und zwar auch wenn man bis 1950 zurückblickt! Ab Heiligabend schneite es auch im Südwesten und an beiden Weihnachtsfeiertagen lag deutschlandweit und zwar ausnahmslos eine geschlossene Schneedecke, wie sie so flächig und in dieser Mächtigkeit seit 1950 nie zu Weihnachten vorhanden war. Diese Aussage betrifft ganz Deutschland, im Süden und im Mittelgebirgsraum war 1981 meist schneereicher.
Eisiges Winterwetter mit viel Schnee im Harz kurz vor Weihnachten im Dezember 2010
Wenn sich Anfang Dezember eine Westlage aufbaut, dann ist es oft so, das diese bis weit in den Januar anhält, so z.B. 2018, 2017, 2014, 2013, 2011, 2007, 2006, 2004, 1999, 1998, 1997, 1994, 1993, 1992 und 1989!
Nach eine kurzen kühlen Wetterphase am Wochenende und Anfang nächster Woche, verstärken sich die Tiefs in der nächsten Woche Richtung Nordatlantik/Nordmeer. Das Hoch das sich kurz am Wochenende über dem Atlantik aufbaut, wird durch das sinkende Geopotential Grönland/Nordmeer nach Süden zu den Azoren/Mittelmeer-Raum verschoben, so das sich Parallel zu den Sturmtiefs über dem Atlantik, der Luftdruck über Europa noch verstärkt durch das Hoch welches von den Tiefs nach Südosten geschoben wird.
So hatte der ECMWF 12z Lauf vom 26.11.2019 noch eine milde antizyklonale Südwestlage für Mitteleuropa in der nächsten Woche als Modell-Lösung gerechnet, die sich zwischen einem Hoch über den Alpen/Mittelmeer und Sturmtiefs Nordmeer gebildet hätte. Doch war in den ENS schon zu sehen, das der ECMWF Hauptlauf 12z mit der trockenen Südwestlage ein deutlicher Ausreißer ist.
Nun im aktuellen ECMWF 00z Lauf von heute, passt sich der Hauptlauf den ENS (50 Varianten) an. Es wird ab Mitte nächster Woche durch eine aufbauende Westlage zu einer raschen Milderung kommen, mit viel Wind/Regen, zum Ende der nächsten Woche rechnet das ECMWF 00z nun sogar ein markantes Sturmtief Nordsee/Deutschland, es werden Böen von 8 bis 10 Bft gerechnet. Der Luftdruck des Sturmtiefs wird mit 972 hpa über der Ostsee berechnet.
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https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/euro/mitteleuropa/luftdruck/20191206-0600z.html
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Damit geht das EZ nun deutlich auf die anderen Modell-Lösungen von GFS, GEM und ICON zu, auch ICON ist von seiner kalten Variante, die im 00z Lauf vom 26.11.2019 gerechnet wurde, in der Mittelfrist auf zyklonal West umgekippt.
Natürlich ist noch ca. 1 Woche bis zur Wetter-Umstellung, ob es dann möglicherweise zu einer schweren Sturmlage oder Orkanlage kommt, muss abgewartet werden, die Signale sind in den großen Modellen ECMWF und GFS aber deutlich vorhanden.
Stärkere Westlagen mit Sturmtiefs und Orkantiefs Anfang Dezember gab es zum Beispiel 2013 „Orkan Xaver“, 2011 „Sturmtiefs“, 2006 „Sturmtief“, 1999 „Orkan Anatol“, 1993 „Orkantief“. Die Westlagen hielten sich dann oft mit weiteren Stürmen und kurzen kühlen Nordwestlagen bis Januar/Februar.
So könnte es sein, das die Westlage ab nächste Woche eventuell bis Januar/Februar 2020 bleibt.
Dein Beitrag klingt interessant, jedoch ist das aus meiner Sicht eher mehr Spekulation. Eine sich aufbauende, stabile Westlage kann ich auf den Modellkarten nicht durchgehend erkennen. Im Gegenteil. Es wird zwar immer wieder mal eine Westlage gerechnet, aber teilweise auch nur vorübergehend, dann soll sich erneut hoher Luftdruck über dem Atlantik aufbauen und wir kämen dann wieder in eine eher nördliche Strömung. Die Ensembles sehen derzeit auch keine deutlich erhöhten Werte mehr. Ich halte daher alles für möglich.
Was ist jetzt genau Spekulation von mir? Es ging doch gar nicht um eine Vorhersage für dieses Jahr Weihnachten. 🙂
Er bezieht sich auf den Text von Sturmwetter meine ich.
Ok, okay. 🙂
Ja genau das bezog sich auf den Text von @Sturmwetter1703
Viele Grüsse
@Jens Franzus
In den aktuellen Modellen wird die Westlage sehr einheitlich gerechnet, auch das ECMWF ENS Mittel 12z sieht eine aktive Westlage ab Anfang Dezember, kein Wettermodell rechnet nur eine vorübergehende Westlage, es kommt jetzt nur darauf an, wo das Hoch hinzieht, demnach dann nördliche Westlage oder aktive Westlage. Änderungen in den Wettermodellen sind in diesem Prognose-Zeitraum immer möglich.
Wie sah es in den vergangenen Jahrzehnten im Giessener Becken ( Mittelhessen ) aus?
Nun bis zum Jahre 1970 zurück – soweit reichen meine privaten Unterlagen – gab es Weihnachten 1970 ein richtiges
Bilderbuches. Zwar lagen nur so um die vier bis 5 cm Schnee. Dazu war es aber fast durchweg sonnig und es herrschte eine traumhafte Winterlandschaft.
1981 lag durchweg eine 15 bis 18 cm hohe nasse Schneedecke. Tagsüber taute es leicht. Dazu war es meist trüb.
1986 folgte nach Dauerfrost am 1. Weihnachtstag ein Schneefallgebiet. Die Schneedecke erreichte um 8 cm.
1996 war es an Weihnachten vielfach sonnig, schneelos aber richtig frostig mit Minima um minus 10 Grad.
2000 gab es am zweiten Feiertag noch eine weisse Überraschung. In wenigen Stunden fielen 9 cm Schnee.
2010 stellte sich das schneereichste Fest seit 1981 ein. Verbreitet lag eine 15 bis 20 cm hohe Schneedecke.