Vorläufige Bilanz der Tornadosaison 2015
War 2015 ein extremes Tornadojahr? Jetzt im Dezember wird es Zeit, auf die Tornadosaison 2015 zurückzublicken: Bisher sind 28 bestätigte Tornados in Deutschland in die Tornadoliste Deutschland eingetragen, dazu kommen aber noch mehr als 170 Tornadoverdachtsfälle, die bislang ungeklärt sind. Die Zahlen scheinen im Vergleich zum Vorjahr auf den ersten Blick recht niedrig zu sein, werden sich aber noch ändern. Unter den bestätigten Fällen waren einige starke Tornados, die gewaltige Schäden anrichteten. Insgesamt lagen die Schäden durch Tornados in Deutschland in diesem Jahr in dreistelliger Millionenhöhe.
Die Tornadosaison startete schon früh mit den Stürmen „Elon“ und „Felix“, die vor allem in Norddeutschland einige Schäden anrichteten. Die Kaltfronten der beiden Tiefs waren in der Nordhälfte Deutschlands mit Gewitterfronten verbunden, an denen auch Tornados auftraten. Im niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg schlug am 10. Januar ein starker Tornado eine mehr als 5 Kilometer lange Schneise, die zum Glück keinen Ort traf (Foto: Dennis Müller).
Im Mai gab es an zwei Tagen Wetterlagen, die starke Tornados hervorbrachten. So bildeten sich am 05. Mai im Nordosten Deutschlands zahlreiche Gewitter, in deren Bereich mindestens 6 Tornados beobachtet wurden, davon zwei starke Tornados. Durch die Medien gingen Fotos und Videos aus Bützow, wo Schäden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Ein Hof südwestlich der Kleinstadt wurde durch den F3-Tornado (F3 reicht von 255 bis 334 km/h) nahezu komplett zerstört. Bereits acht Tage später, am 13. Mai, stellte sich in Süddeutschland eine extreme Wetterlage ein. Ein weiterer Tornado der Stärke F3 hinterließ eine lange Schneise der Verwüstung vom Schwarzwald bis kurz vor dem Allgäu. Ein zweiter Tornado dieser Stärke erfasste mehrere Orte bei Augsburg, wo Dutzende Häuser zerstört oder schwer beschädigt wurden. Drei F3-Tornados innerhalb so kurzer Zeit gab es vorher letztmals im Januar 2007.
Im Sommer 2015 gab es mehrere wochenlange Hochdruckphasen mit trockenem Wetter und nur wenigen Tornados. Unterbrochen wurden diese ruhigen Wetterphasen von kurzen, aber heftigen Unwetterlagen, so auch am 07. Juli. Damals wurden zum Beispiel aus Framersheim (Rheinland-Pfalz) und aus Halle (Sachsen-Anhalt) Schäden durch angebliche Windhosen (= Tornados) gemeldet, diese stellten sich aber bei der Untersuchung der Fälle als Gewitterfallböen heraus, die in manchen Fällen mit Spitzenböen bis über 200 km/h verbunden sein können. Dies entspricht einem starken F2-Tornado (184 bis 254 km/h).
Der weitere Verlauf der Tornadosaison war sehr ruhig ohne stärkere Tornados. Am 11. September wurde in der Lausitz im Osten Sachsens ein spektakulärer Tornado gefilmt, der aber keine größeren Schäden anrichtete. Erhebliche Schäden gab es dagegen durch einen Tornado, der in Oldenburg in Ostholstein unter anderem den Parkplatz eines Einkaufszentrums überquerte und hier zahlreiche Fahrzeuge beschädigte.
Die Zahlen für die Tornadosaison 2015 sind nur vorläufig. In den letzten Wochen des Jahres sind durchaus noch Tornados möglich, sie treten in dieser Jahreszeit vor allem beim Durchzug von Sturm- und Orkantiefs auf. Außerdem gibt es in jedem Jahr nach Ende der Tornadosaison eine abschließende Besprechung der Tornado-Arbeitsgruppe, bei dem einige Verdachtsfälle in einer Expertenrunde besprochen werden. Daran nimmt auch der Autor dieses Berichts teil. Erfahrungsgemäß erhöht sich die Zahl der bestätigten Tornados nach dieser Besprechung noch. Im langjährigen Mittel sind etwa 30 bis 60 Tornados pro Jahr in Deutschland zu erwarten, wobei eine beträchtliche Dunkelziffer vermutet wird.
Ich hatte gedacht, dieses Jahr wären es im Vergleich sehr viele Tornados gewesen. Jedenfalls waren ein paar wenige sehr starke dabei, die unglücklicherweise über besiedeltes Gebiet Schaden anrichteten. Ein Vergleich ist wohl nur mit der jüngsten Vergangenheit möglich, da vor Jahrzehnten noch viel weniger Messapperatur vorhanden war um solch lokale Ereignisse zu dokumentieren.