Unwetterlage ab der Nacht zum Freitag
Die seit vielen Tagen anhaltende Gewitterlage in Deutschland setzt sich weiter fort. Bereits am heutigen Donnerstag wird es erneut Gewitter geben, die lokal unwetterartig ausfallen. Darüber hatten wir bereits in den vergangenen Tagen berichtet. Wir wollen uns nun auf die Entwicklung ab dem Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag sowie auf den Freitag selbst konzentrieren, wenn noch mehr „Musik“ in die Lage kommt. Für heute gilt: Verfolgen Sie einfach das HD Radar und den Stormtracker.
Ab Donnerstagabend und Nacht zum Freitag
Ab dem Abend soll von Frankreich und der Schweiz her ein größeres Gewittersystem starten, welches zunächst durch Baden-Württemberg zieht und auch noch das westliche Bayern erfassen kann. Dabei gibt es in allen Wettermodellen derzeit eindeutige Hinweise auf sehr heftige Entwicklungen mit großem Unwetterpotenzial!
Wir sehen unten Karten aus drei verschiedenen Wettermodellen für 00 Uhr in der Nacht zum Freitag. Die Karten zeigen das simulierte Radarbild, also so, wie die Modelle meinen, wie das Regenradar aussehen könnte. Unverkennbar ist das viele Rot und lokal rosa, was für intensive Niederschläge spricht. Logischerweise sind die Karten leicht unterschiedlich, was die genauen Lokalitäten betrifft, es scheint aber klar: In Baden-Württemberg muss man sich ab dem Abend auf eine Unwetterlage einstellen. Der Cluster breitet sich dann nordwärts aus, es ist ja unten nur eine Momentaufnahme für 00 Uhr. Dabei drohen örtlich intensiver Starkregen mit lokal um 50 mm/Stunde und bis eng begrenzt um 100 mm in 2 bis 3 Stunden, Hagelschlag mit Korngrößen über 3 cm und schwere Sturmböen über 90 km/h. Es können sich auch einzelne Superzellen entwickeln, bei denen die Tornadogefahr erhöht ist. Sie können die aktuellen Karten hier verfolgen, Modellvergleich (am besten HD Modelle) über blaue Button oben:
Der Gewittercluster zieht dann bis zum frühen Morgen weiter, wobei sich nun für 05 Uhr Freitag früh in den drei Wettermodellen doch schon erhebliche Unterschiede in den Modellen ergeben. Wir sehen, dass es nicht mehr so einheitlich ist. Es wird halt ein großes, eigenständiges Wettersystem, um es mal einfach zu erklären. Das entwickelt dann sein eigenes Verhalten, sodass es kaum zu berechnen ist.
Halten wir einfach mal fest, dass im weiteren Verlauf dann Südhessen, Teile von Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie Luxemburg betroffen sein werden. Nach allen Berechnungen unten bleibt die Intensität hoch und damit die Unwettergefahr durch oben erwähnte Begleiterscheinungen erhöht.
Lage am Freitag tagsüber
Es wird nun ausschlaggebend sein, was mit dem Gewittercluster aus der Nacht am Freitagmorgen genau passiert. Er wird auch den Ablauf tagsüber beeinflussen, wo eventuell schon energiereiche Luft durch Wolken und Gewitterreste herausgenommen wird. Der Gewittercluster und seine Reste werden von den hochauflösenden Modellen sehr unterschiedlich schon am Vormittag simuliert. Wir haben ja oben gesehen, dass es bereits für 05 Uhr früh erste Unterschiede gibt. Die Wettermodelle werden sich mit jeder Berechnung noch (zumindest etwas) ändern und wahrscheinlich auch noch annähern. Deswegen kann man das signifikante Wetter (rosa=Gewitter) immer wieder ansehen:
Die enormen Unterschiede zeigen sich gut in den 6stündigen Niederschlagssummen von 08 bis 14 Uhr am Freitag aus drei verschiedenen Modellen. Schwarz ist der Bereich mit teils kräftigen und lokal gewittrigen Starkniederschlägen des (alternden) Gewitterclusters. Hier ist Starkregen mit Überschwemmungen möglich. Die roten Bereiche sind neue Gewitter, die sich am Morgen und Vormittag bis 14 Uhr am Rande des Clusters beziehungsweise östlich davon bilden können. Die Unterschiede sind enorm, wie wir sehen. Es lässt sich kaum eine sichere Aussage treffen.
Freitagnachmittag – schwere Unwetter besonders mit Sturzfluten
Auch hier sehen wir unten den Vergleich der 6stündigen Niederschlagsmengen von 14 Uhr bis 20 Uhr, also für die Nachmittags- und frühen Abendstunden. Alle hoch aufgelösten Wettermodelle geben intensive Signale für lokal sehr hohe Niederschlagsmengen, örtlich sogar um 100 mm in wenigen Stunden. Grund sind nahezu ortsfeste Gewitter mit Sturzfluten. Es weiß niemand, wo diese genau niedergehen werden, es lassen sich mit den Karten unten nur Bereiche eingrenzen, wo die Gefahr am größten ist. Auch abseits davon sehen wir örtliche Signale für hohe Niederschlagsmengen! Der Schwerpunkt wird nachmittags aber irgendwo in der Nordhälfte liegen, zum Beispiel in Niedersachsen geben alle Modelle Unwettersignale.
Lokal müssen wir also am Freitag mit Sturzfluten rechnen, ähnlich wie beispielsweise am Dienstag in Wuppertal (NRW). Die Signale in den Wettermodellen für extreme Regenmengen sind nun für Freitag noch alarmierender, sodass wir sehr wahrscheinlich lokal mit heftigen Überschwemmungen und Hochwasser an Bächen zu rechnen haben! Im Endeffekt muss man die Lage mit unseren Radartools aufmerksam verfolgen.
Hilfreiche Tools für die Gewitterlage sind:
Für genaue/detaillierte Warnungen verwenden Sie unsere neue @Pflotsh-App-Storm, dann werden Sie zeitgerecht vor jedem Gewitter/Unwetter informiert. Auch Benachrichtigungen über Meteosafe sind sinnvoll.
Das sind in der Tat schon besorgniserregende Prognosen!
Schlimm wird es ganz besonders, wenn es erneut die Regionen betreffen würde, die es am Dienstag und an den Tagen davor schon böse erwischte. Diese Aussage gilt auch für die Region rund um Gießen in Mittelhessen.
Sollte der Cluster aus Süddeutschland hier in den Vormittagsstunden durchziehen, wäre das vielleicht für Mittelhessen eine gewisse Beruhigung. Aber einige Modelle simulieren auch für hiesige Region gewaltige Niederschläge.
Da heißt es ab jetzt wiederholt sich die neuen Modell-Läufe genau anzusehen und wenn es denn zündet, sollte auch das Radar immer griffbereit sein. „Vom Unwetter überrascht!“ zu sein, gehört doch wirklich in den Bereich der Märchenstunde und ist leider noch immer eine kaum nachvollziehbare Ausrede!
Besten Gruß aus dem noch ruhigen Mittelhessen an das Kachelmann-Team!
Und so wie es aussieht, wird es nächste Woche weitergehen mit Unwettern, die sich von Süden wieder Richtung Norden ausbreiten werden.
Das EZ sieht selbst in 10 Tagen keine Wetteränderung. Im Nordosten trocken und heiß und nach Südwesten sehr schwül und gewittrig mit Unwettergefahr:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/euro/deutschland/temperatur/20180609-1200z.html
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Das GFS hat sogar eine heftige Hitzewelle im 00z Lauf um den 10. Juni. 2018:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/standard/deutschland/temperatur-850hpa/20180611-0000z.html
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Schon jetzt ist 2018 ein bemerkenswertes Wetterjahr !
Danke für die Übersicht !
Eine Möglichkeit wäre, das der MCS ( Gewittercluster ) am Freitag-Vormittag wie in den Modellen angedeutet wird, weiter nach Norden zieht, bei dem sich der nördliche und östliche Teil verstärkt und dort eine heftige Squallline entsteht mit einem nachfolgenden Starkregen-Gebiet.
Die Gewitterlage von Morgen erinnert etwas an den 20. Juni. 2013 als auch ein MCS von Süden nach NRW und Holland zog und sich dabei nordöstlich verstärkte und eine Squallline entwickelte mit Vorlaufenden Gewitterzellen.
Damals gab es heftigen Starkregen und Hagel sowie Downburst mit 10 und 11 Bft ! In Bochum sind damals 70 Liter Regen gefallen und in Hagen fast 5cm großer Hagel.
Die Parameter waren damals ähnlich wie die für Freitag. Nur das der Höhenwind am Freitag kaum vorhanden ist, weshalb Regenmengen um 200 Liter möglich sind.
Die Wetterlage für Morgen erinnert etwas an den 15. Juni. 1968 !
Als schwere Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen von RLP und Hessen nach NRW zogen und vom Sauerland über das Ruhrgebiet bis in das Münsterland verbreitet in wenigen Stunden 50 bis 150 Liter Regen brachten, auch großer Hagel war dabei.
Es gab schwere Überschwemmungen sowie Tote und Verletzte !
Am schlimmsten wurden damals das nördliche Sauerland bzw. der Haarstrang und das östliche Ruhrgebiet getroffen. Hier gab es Sturzfluten und Erdrutsche. Ganze Dörfer wurden verwüstet.
Die Menschen erzählten von einem dunkel-gelben Himmel der kurz vor dem Unwetter zu sehen war.
Hier die Regensummen vom 15.06.1968:
https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/nordrhein-westfalen/niederschlagssumme/19680616-0600z.html
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Mal sehen wie sich die Unwetterlage Morgen entwickelt.
Guten Tag zusammen.
Im Großen und Ganzen ist es aktuell echt schwer, die Lage genauer einzuschätzen. Selbst ich als „Hobbymeteorologe“ befinde mich mit meiner Instagramseite aktuell in einem fraglichen Stellenwert. Da ich aus NRW komme, genauer gesagt kommt ich aus dem Rheinland (zwischen Düsseldorf und Köln) stellt sich für mich die Frage, wie ich es heute, nachts und morgen weiter geht. Vorerst können wir alle nur schätzen bzw. vermuten, von daher sollten alle die Lage im Auge behalten. Die Achtsamkeit auf mein Bauchgefühl und alle möglichen Modelle ist vorhanden. Der Diskurs wird sich am Meisten auf den Starkregen beziehen, wie hier bereits erläutert wurde. Aber auch Hagel und ständige Blitzentladungen werden sicherlich ein großes Thema sein.
Wie Hans bereits erwähnt hat: Die Lage ähnelt mit signifikanten Merkmalen dem MCS von 20. Juni 2013. Ich kann mich noch etwas dran erinnern, wie ich damals aus der Schule nach Hause ging und 2 „starke“ Erdblitze sah, die nicht sehr weit entfernt von mir einschlugen. Zudem war der Regen besonders stark. Mal schauen, was Morgen in meiner Region und natürlich in den anderen Regionen/Bundesländern so passiert.
Einen schönen Donnerstag wünsche ich.
Gut, dass ich im Allgäu wohne. Dort ist in den letzten Tagen nicht viel passiert und es wird auch nicht mehr so viel passieren. Ich hoffe, dass es bei euch wenig Schäden gibt.
Im Gießener Becken ( Mittelhessen ) werden wir gerade in die Zange genommen. Ringsum brodelt es gewaltig.
Beeindruckend war hier vor gut einer Stunde das Gewittergebirge über dem Westerwald bishin zum Siegerland zu sehen.
Aber die kommende Nacht könnte recht brisant auch in hiesiger Region werden.
Eine spannende und angespannte Lage im Augenblick. Da wird man froh sein wenn am Wochenende alles gut überstanden wurde.
Morgen extremer Starkregen mit Gewittern/Unwettern in Westdeutschland/NRW möglich !
Das Rapid rechnet über 260 Liter Regen NRW/RLP:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/rapid-hd/ahrweiler/akkumulierter-niederschlag/20180601-1800z.html
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Und Europa Dutch Standard um 240 Liter NRW/Niedersachsen:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/ned/nordrhein-westfalen/akkumulierter-niederschlag/20180602-1200z.html
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Das Europa HD mit ca. 170 Liter Regen im Ruhrgebiet und sonst weit über 50, örtlich 100 Liter in NRW:
https://kachelmannwetter.com/de/modellkarten/deu-hd/nordrhein-westfalen/akkumulierter-niederschlag/20180602-1200z.html
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Die übrigen Wettermodelle habe meistens 50 bis 100 Liter oder bis über 100 Liter Regen in NRW und Westdeutschland in der Prognose !
Das könnte schlimme Überschwemmungen geben !
Vielleicht kommt endlich am Freitagnachmittag etwas mehr Regen als nur ein paar Liter in Hannover runter.
Auch das SuperHD-Modell rechnet zum ersten Mal ab den Nachmittagsstunden stellenweise mit etwa 25 L/m2 in ein paar Stunden in Hannover genau das, was die Natur so dringend benötigt.
Kein Twitternutzer! K. Jörg sollte etwas vorsichtig sein den WDR der Lüge zu bezichtigen, hier in Soest, NRW verwandelte sich die Straße in der letzten halben Stunde in einen Fluß und die Gullideckel wurden hochgedrückt.
Hallo liebes Team von Kachelmannwetter,
In der Messestadt Leipzig gab es jetzt direkt kein Unwetter aber für ein normales Sommergewitter mit einer kräftigen Regendusche hat es schon gereicht. Dafür ist die Autobahn A14 im Landkreis Mittelsachsen am Dreieck Nossen bis Döbeln in Fahrtrichtung Magdeburg und Dresden wegen Überflutung voll gesperrt worden. Der Rücktau staute sich bis auf die A4
Wann setzt sich endlich wieder deutlich trockenere und stabilere Luft durch ?
Man hält es nun fast nicht mehr aus, die Luft ist extrem schwül und Dampfig. Viel schlimmer wie im Regenwald geht’s bald nicht mehr.
Freundliche Grüße aus Leipzig
Zumindest leichte Besserung ist in Sicht – ab heute wird die Luft weniger schwül und eine Spur weniger gewitteranfällig – Wärme und Trockenheit bleiben allerdings bestehen. lg /PH