Tornado in Hamminkeln bestätigt
Am vergangenen Donnerstag zog ein kleines Tief über England hinweg zur Nordsee. Hinter der Kaltfront des Tiefs wehte bodennah weiterhin recht milde Luft heran, während in höheren Luftschichten kältere Luft einsickerte. Durch die großen Temperaturgegensätze entstanden zahlreiche Schauer und Gewitter, die örtlich mit Sturmböen verbunden waren. Am frühen Abend gab es zunächst im niederländischen Sibculo nahe der Grenze zu Niedersachsen wahrscheinlich ein Tornado. Etwa 40 Minuten später gab es im Süden der Stadt Hamminkeln einige Schäden unter anderem auf einem Sportplatz und an angrenzenden Gebäuden und Bäumen. Durch eine Vor-Ort-Untersuchung wurde hier nun ein Tornado bestätigt. Es ist mindestens der vierte Tornado in diesem Jahr. Die Hauptsaison für Tornados reicht in Deutschland von Mai bis September, aber auch im Winterhalbjahr kommen sie ab und zu vor.
Das Gewitter zog von den Niederlanden über den Niederrhein weiter zum Westmünsterland. In Goch fielen stellenweise Hagelkörner mit einem Durchmesser von 0,5 bis 1 Zentimeter. Sturmschäden wurden aus dem Kreis Kleve nicht gemeldet. Auf dem weiteren Weg nach Osten überquerte das Gewitter schließlich die Stadt Hamminkeln.
Das Radarbild vom frühen Donnerstagabend zeigt die Gewitterzelle, die von West nach Ost über Hamminkeln hinweg zog. Der Tornado trat am Südrand des Gewitters auf.
Am zurückliegenden Wochenende erfolgte eine Begutachtung durch die Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland. Das Foto zeigt den Sportplatz des Hamminkelner Sportvereins an der Roßmühle. Hier wurden etwa 1000 Quadratmeter des Kunstrasens angehoben und zum Teil aufgerollt. Das rund 80 kg schwere Fußballtor aus stabilem Aluminium wurde abgebrochen und Trainerbänke flogen durch die Luft. Die einbetonierten Überdachungen der Trainerbänke landeten am Kassenhäuschen. Ein weiteres Fußballtor wurde etwa 200 Meter weit verfrachtet – ein deutliches Indiz für einen Tornado. Dies gilt auch für die bis etwa 800 Meter weit verfrachteten Werbebanner.
An einer Kindertagesstätte, etwa 300 Meter ostnordöstlich des Sportplatzes, richtete der Tornado einige Dachschäden an. Die Dachteile wurden zum Teil verfrachtet und an einem benachbarten Gebäude entstanden Fassadenschäden. Alle Einzelheiten gibt es in der ausführlichen Analyse der Tornado-Arbeitsgruppe. Es handelt sich bereits um den vierten bestätigten Tornado in diesem Jahr. Die Stärke liegt mindestens im oberen F1-Bereich mit Windgeschwindigkeiten bis weit über 150 km/h.
Aus dem frühen Start der Tornadosaison kann man jetzt aber nicht auf eine aktive Saison im Sommer schließen. Aus dem vergangenen Jahr sind bisher insgesamt 35 bestätigte oder plausible, also sehr wahrscheinliche Tornados bekannt. Dazu kommen etwa 190 Tornadoverdachtsfälle, die bisher ungeklärt sind. Die Zahl der bestätigten Tornados dürfte damit noch ansteigen. Im Jahr davor sahen die Zahlen ganz anders aus mit bisher 62 bestätigten Tornados, dazu 15 plausible Fälle und fast 400 Verdachtsfälle, darunter unzählige Trichterwolken, die über die sozialen Netzwerke gemeldet wurden. Im langjährigen Mittel wurden seit der Jahrtausendwende 30 bis 60 Tornados registriert mit einer gewissen Dunkelziffer. In jedem Jahr treten in Deutschland durch Tornados Schäden in Millionenhöhe auf. Dabei können Tornados bei uns in Mitteleuropa genauso stark sein wie in den USA.
Plausibler Tornado in den Niederlanden
Ein weiterer mutmaßlicher Tornado trat nur etwa 40 Minuten vor dem Tornado von Hamminkeln im niederländischen Sibculo auf.
Das kurze Video wurde in Vroomshoop aufgenommen, etwa 5 Kilometer südwestlich von Sibculo und damit nur wenige Kilometer vor der Grenze zu Niedersachsen.
Das Video zeigt ein eingestürztes Gebäude auf einem Bauernhof. Das Ganze spielte sich nur wenige Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt ab. Zusammen mit der Beobachtung in Vroomshoop ist damit ein Tornado sehr wahrscheinlich.
Das Radarbild vom Donnerstagabend, 18:05 Uhr MEZ zeigt die auslösende Gewitterzelle an der niederländisch-deutschen Grenze.
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Ein großes Lob auch nochmal an die A-Jugend des Hamminkelner Fußballvereins. Diese waren nämlich, lt. einer Zeugenaussage, noch 10 Minuten vor dem Tornado auf dem Platz am trainieren, haben das Gewitter aber kommen sehen und sich in Sicherheit gebracht. Es zeigt sich wieder, dass es keine 35°C und tropische Feuchte braucht um ein gefährliches Gewitter entstehen zu lassen.
Vorbildliches Verhalten von den Jungs und ihren Betreuern!
Volle Zustimmung. Wenn die Angabe in den Medienmeldungen so stimmt, war das wirklich vorbildlich!
Interessanter Bericht. Etwa 10 Grad Außentemperatur ein kräftiges Gewitter und ein F1-Tornado am Niederrhein. Wer sich mit dem Wetter und seinen Extremas auseinandersetzt, der wird schon mal etwas vorsichtiger sein und öfters in den Himmel schauen.
Die Stärke des Tornados wird noch diskutiert. F1 ist ein vorläufiger und gesicherter Wert. Im Laufe der Woche werden noch div. Berechnungen zu den Flugeigenschaften eines Fußballtors angestellt 😉
Es ist wohl davon auszugehen, dass die Windspitzen weit über Orkanstärke lagen
Das steht aber auch im Beitrag drin.