Schneechaos vor 13 Jahren in Teilen von NRW
Am heutigen 27.02.2004 gab es in Teilen von Nordrhein-Westfalen, wenn auch eher eng begrenzt, ein größeres Schneechaos. Innerhalb von nur 6 bis 12 Stunden fielen damals stellenweise über 20 cm Neuschnee. Betroffen war damals besonders ein Streifen vom nördlichen und mittleren Ruhrgebiet bis nach Ostwestfalen. Etwa entlang der BAB 2 gab es mit die größten Neuschneemengen.
Wetterlage
Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet erstreckte sich von Skandinavien bis nach Mitteleuropa und aus Norden wurde Deutschland mit kalter Polarluft geflutet. Am Nachmittag des 27.02.2004 zog ein kleines Schneetief von Westen her mit sehr höhenkalter und labiler Luft genau nach Nordrhein-Westfalen. Dabei bildete sich ein teils kräftiges Schneefallgebiet.
Ablauf am Nachmittag
In unserem Radararchiv ist das Eintreffen des Schneefallgebietes zum Nachmittag im Westen von NRW zu sehen, hier unten das Radarbild von 13:25 Uhr. Dabei gab es bereits im Rheinland teils kräftigen Schneefall, auch in Köln schneite es stark, was aber noch nichts gegen das war, was Teilen von Nordrhein-Westfalen vom Ruhrgebiet bis nach Ostwestfalen bevorstand. Im Verlauf des Nachmittages erreichte der teils kräftige Schneefall auch das Ruhrgebiet und sorgte pünktlich zum Berufsverkehr am Nachmittag und Abend für kilometerlange Staus.
Die Temperaturen lagen zunächst meist knapp über dem Gefrierpunkt, mit einsetzendem Schneefall sanken sie aber durch Niederschlagsabkühlung auf 0 Grad oder knapp darunter. Es handelte sich also um sehr nassen Schnee. Der Effekt der Niederschlagsabkühlung ist gut am Beispiel Köln nachmittags zu beobachten gewesen. Waren es vor dem Schneefall um 13 Uhr noch +1 Grad, sank die Temperatur im Schneefall bis 14 Uhr innerhalb einer Stunde auf -1 Grad. In Düsseldorf ging es sogar von +2 auf knapp unter 0 Grad. Alle Temperaturen in unserem Klimaarchiv.
Abends und nachts intensiver und nasser Schneefall Ruhrgebiet – Ostwestfalen
Zum Abend hin schneite es in weiten Teilen des Ruhrgebietes sehr intensiv. Sie sehen im Radarbild unten teilweise gelbe Echos, was bei Schnee auf sehr starken Schneefall hindeutet. Da der Schnee sehr nass war, gab es riesige Flocken. Die Straßenbelagstemperaturen waren anfangs noch positiv, aber bei starkem Schneefall macht das nichts aus. Die großen Schneeflocken fallen auf den Straßenbelag, sie schmelzen und entziehen ihm dadurch immer mehr Wärme. Irgendwann, und bei der Intensität geht das sehr schnell, bleibt der Schnee liegen, da der Belag auf Temperaturen von 0 Grad und darunter abgekühlt ist. Die Autos fahren nun den Schnee fest und es bildet sich teilweise sogar eine Eisdecke. Das Chaos ist perfekt.
Das „Problem“ deutete sich hier im Radarbild von 17:15 Uhr schon an. Es bildete sich ein langgezogenes Schneefallgebiet, das strömungsparallel zog. So gab es für einen Streifen im mittleren NRW immer neuen Nachschub aus Westen.
Ich habe diesen Schneefall im Norden von Bochum selber erlebt und es war mit der stärkste Schneefall, den ich je gesehen habe. Man konnte beim Autofahren zeitweise keine 10 Meter weit sehen, weil die Intensität des Schneefalls mit riesigen Flocken (umgangssprachlich unter Meteorologen auch „Toastbrotschneefall“ genannt :-)) so heftig war.
Im Verlauf des Abends wurde auch Ostwestfalen erreicht und besonders die Region um Bielefeld war mit am meisten betroffen. Und noch immer lag um 22:30 Uhr (Radarbild unten) diese mittlerweile etwas schmalere Schauerstraße über dem Ruhrgebiet und den Regionen östlich in Westfalen. Es schneite weiter schauerartig verstärkt und kräftig.
Im Verlauf der Nacht zum 28.02.2004 zog sich der Schneefall unter Abschwächung immer weiter zurück und schwächte sich ab. Am längsten noch intensiv schneite es weiterhin in und rund um Bielefeld. Hier ließ der Schneefall erst morgens langsam nach. Unten noch das Radarbild von 05:40 Uhr. Alle Radarbilder können sie übrigens hier in unserem Archiv durchklicken.
Auswirkungen und Neuschneebilanz
Die unten stehende Karte zeigt die Schneehöhen am Morgen des 28.02.2004, es handelt sich allerdings um die Gesamtschneehöhen. An einigen Orten lag auch schon vor dem Schneefall am Vortag eine Schneedecke. Wenn Sie hier die Schneehöhen mit dem Vortag vergleichen, können Sie gut sehen, was an Neuschnee gefallen ist. Beispielsweise in Bielefeld gab es bis zu 29 cm Neuschnee. In Waltrop 20cm, in Ahlen (Westfalen) und in Oelde 23 cm Neuschnee. Diese Mengen sind meist in nur 6 bis 12 Stunden gefallen. Neuschnee gab es natürlich auch noch in anderen Regionen, besonders im Bergischen Land.
Auf der Autobahn 2 saßen über 1000 Autofahrer die nacht über in ihren Autos fest und mussten von Helfern versorgt werden. Die starken Schneefälle zogen sich nämlich fast genau die gesamte A2 entlang. Auch auf den anderen Autobahnen gab es kilometerlange Staus und Behinderungen.
Anbei noch einige Fotos von damals aus Oberhausen. Oberhausen lag allerdings bei weitem nicht in den stärksten Schneefällen mit dem meisten Neuschnee.
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Als Bielefelder war das eines meiner absoluten Wetterhighlights. Freitag Abend fing es stark an zu schneien und es schneite bis zum Morgen praktisch ununterbrochen. Wunderbar auch im Radar zu sehen wie Bielefeld über mehrere Stunden voll im Schneefallgebiet liegt. In der Stadtmitte habe ich selbst bis zu 32 cm Schnee gemessen, aber im Süden Bielefelds lagen teilweise sogar bis zu 40 cm Schnee. Es war wohl die größte Neuschneemenge seit vielen Jahrzehnten und eine ähnlich höhe Schneedecke gab es meines Wissens nur im Februar 1969 und Ende Dezember 2010. Leider hatte ich zu der Zeit keine Kamera – und Smartphones gab es noch nicht.