Schnee und Kälte im April nicht ungewöhnlich!
In den vergangenen Tagen mussten wir immer wieder lesen, dass es doch so erstaunlich und ungewöhnlich sei, wenn es im April Frost und Schnee gibt. Dabei ist es das typische „Aprilwetter“ was uns derzeit beschäftigt und es ist nicht ungewöhnlich, sondern besser gesagt völlig normal. Höhenkalte Luft sorgt für große Temperaturgegensätze (labil) zwischen unten und oben in der Atmosphäre. Das führt besonders tagsüber mit der kräftigen Aprilsonne zu zahlreichen Schauern mit Schnee, Graupel und örtlich auch Blitz und Donner.
Es ist auch nicht so, dass die „Wetterlage kaputt“ ist oder sonst etwas nicht stimmt. Nein, es sind ganz normale Vorgänge in der Atmosphäre und die Wetterlage hat sich jetzt nun mal auf „kalt“ eingestellt und das wird auch erst mal noch so bleiben. Die Vorgänge sind meteorologisch ganz einfach zu erklären.
Wetterlage
Wir haben ein kräftiges Hoch, was das Tief, welches uns kräftige Schauer teils mit Schnee brachte, Richtung Südsoteuropa zurückdrängt. Dabei wird bei dieser Konstellation kühle Polarluft aus dem hohen Norden angezapft und direkt nach Deutschland geweht.
Die Temperatur in rund 1500 Meter zeigt ebenfalls eindrucksvoll, wie weite Teile Europas von Kälte aus dem Norden beeinflusst werden. Im Grunde liegt nur über Spanien subtropische Warmluft.
Letztere zeigen auch gut die Höchstwerte in Europa vom Ostermontag. Es ist vergleichsweise kühl, eben weil das umfangreiche Hoch so flächig kühle Luft aus Norden bis Nordosten heranweht. Damit die sehr warme bis heiße Luft über Spanien zu uns käme, müsste sich ein kräftiges und umfangreiches Tief über dem Nordatlantik bilden. Dies wäre jetzt ebenfalls möglich, wird aber nicht passieren, weil eben das fette Hoch bis weit auf den Nordatlantik reicht.
Das gabs noch nie! – Doch!
Also, das Wetter ist schon mal nicht kaputt, sondern die derzeitige Wetterlage einfach nachvollziehbar. Nun ist es so, dass immer schnell vergessen wird, wie es denn in den Vorjahren war. Und siehe da, erst vor einem Jahr gab es sogar zu Ende April vielerorts Nachtfrost!
In unserem umfangreichen Archiv können wir zahlreiche Tage finden, wo es auch Mitte oder sogar Ende April noch Frost gab. Natürlich kommt das nicht jedes Jahr vor, aber immer wieder mal. Hier ein extremes Beispiel aus dem Jahr 1997, am 21. April mit verbreitetem Nachtfrost, öfter sogar mit mäßigem Frost. Ein weiteres Beispiel wäre 1981.
Auch 2015 Nachtfrost am 19.04.
Auch 2014 Nachtfrost am 16.04.
Auch 2010 Nachtfrost am 23.04. usw.
Schnee Mitte April?
Ja, alles schon da gewesen. Man schaue sich die Schneehöhen morgens am 20. April 1980 an. Bis in tiefe Lagen gab es gebietsweise eine Schneedecke und was dann am 24.04.1980 von Bayern bis Sachsen folgte, zeigt eindrucksvoll was alles möglich ist. Heftige Schneefälle mit großen Neuschneemengen besonders in den Alpen und östlichen Mittelgebirgen. Über den Alpenraum brauchen wir gar nicht diskutieren, denn hier kann es bis weit in den Mai immer wieder zu Schnee bis in die Täler kommen. Nur ein Beispiel: 21.04.1973 mit 55cm in Oberstdorf.
In Ausnahmefällen kann es sogar, insbesondere in höheren Lagen, im Mai noch Schnee geben. In Thüringen und Sachsen schneite es sogar teilweise bis in tiefe Lagen am 10. Mai 1953. Sie mögen sagen, dass das ja schon alles lange her ist, aber für das Wetter sind 60 bis 70 Jahre nicht viel. Was es wohl alles vor Beginn der verbreiteten Wetteraufzeichnungen gab? 😉
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Die Erklärungen sind ja alle nachvollziehbar.
Aber was haben die Rekordkälte im Januar 2017 und die aktuellen Kälteeinbrüche mit der Klimaerwärmung zu tun?
So recht mag ich daran nicht glauben. In zwei Monaten ist Sonnenwende und von einem Frühling sind wir meilenweit entfernt…
Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
die Klimaerwärmung ist ein globales Phänomen, „unsere“ Kälte ein regionales. Es wird nicht einfach überall nur wärmer, sondern regional auch mal kälter.
Der Klimawandel sorgt auch in Deutschland für einen Temperaturanstieg. Momentan sind das etwa durchschnittlich 0,2 bis 0,3 Grad pro Jahrzehnt. Das könnte zwar (insbesondere global betrachtet) auf längeren Zeitskalen viele Probleme mit sich bringen, aber trotzdem ist es natürlich sehr viel weniger als die täglichen und jährlichen Schwankungen, die es natürlich nach wie vor gibt. Neue Kälterekorde werden dadurch zwar unwahrscheinlicher, aber nicht gleich unmöglich.
Salopp formuliert wäre es ohne den Klimawandel halt noch 1 Grad kälter. Da aber die Wetterlage entscheidet, ob wir nachts 15°C oder -3°C haben macht das eine Grad, was vom Klimawandel dazukommt eben auch nicht mehr viel aus.
Hinzu kommt, dass natürlich niemand behauptet, die Erwärmung würde sich gleichmäßg auf alle Erdregionen, auf alle Jahreszeiten und auf alle Wetterlagen verteilen. Das ist natürlich, wenn überhaupt, nur näherungsweise der Fall.