Oktober 2002: Orkan JEANETT in Deutschland
Das Orkantief „Jeanett“ zog am 27. Oktober 2002 mitten über Deutschland hinweg und brachte vor allem dem Süden und der Mitte Deutschlands Böen bis Orkanstärke. Der Orkan richtete erhebliche Schäden an und legte den Verkehr auf Straßen und Schienen teilweise lahm. Viele Tausend Bäume stürzten um und auch Hausdächer wurden abgedeckt. Betroffen war ein breiter Streifen von Großbritannien über Benelux, Nordfrankreich und Deutschland bis nach Polen und weiter zum Baltikum. In den betroffenen Staaten kamen 47 Menschen ums Leben. Allein der versicherte Schaden in Deutschland überstieg die Milliardengrenze.
Die höchsten Windböen am 27. Oktober 2002 mit verbreiteten Böen der Windstärke 11 (orkanartig) oder 12 (Orkan). Auf dem Fichtelberg im Erzgebirge wurden 183 km/h gemessen. Besonders an der Kaltfront des Tiefs traten teils heftige Böen auf. Dabei wurde richtete auch mindestens ein Tornado in Holzminden (Niedersachsen) erhebliche Schäden an, weitere Tornadoverdachtsfälle konnten bisher nicht bestätigt werden. Vor der Kaltfront wurden in Süddeutschland bis zu 24 Grad registriert. Mit dem Tief war auch ein ausgeprägtes Regengebiet verbunden, im Harz wurden gebietsweise mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden gemessen.
Die stärksten Böen am 28. Oktober 2002. Nach Osten hin gab es vor allem in den Nachtstunden noch schwere Sturmböen, teils auch orkanartige Böenb oder sogar Orkanböen von 118 km/h und mehr.
Die Blitze am Nachmittag des 27. Oktober 2002, zwischen 14:00 und 14:30 Uhr MEZ. Für die weiteren Blitze an dem Tag einfach im Menü vor- und zurückblättern. Auch für andere Tage, Monate und Jahre stehen die Blitze in unserem Blitzarchiv zur Verfügung. Für Details zu genauem Ort und Stärke der Einschläge einfach in die Bundesländer und Kreise klicken, danach auf die Blitze. Das Orkantief entstand auf dem Atlantik.
Das Tief JEANETT am 26. Oktober 2002 auf dem Atlantik und auf dem Weg nach Mitteleuropa.
Das Satellitenbild vom 27. Oktober 2002 aus unserem umfangreichen Satellitenbildarchiv.
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Guter Bericht zum Orkan Jeanette !
Ich kann mich noch sehr gut an den Orkan erinnern, es war neben Daria/Vivian 1990, Verena/Barbara 1993 und Kyrill 2007 der stärkste Orkan den ich erlebte !
Es war der 23. Oktober. 2002 als ich Abends im WDR-Text in der Wettervorhersage den Hinweis auf einen Schweren Sturm lass. Das war sehr ungewöhnlich, weil normalerweise in den Berichten vier Tage zuvor meist bei üblichen Stürmen erstmal vor windigen bis stürmischen Wetter geschrieben wird, da dachte ich mir schon, dass das ein heftiger Sturm werden könnte. Doch schon zwei Tage zuvor als ich den blick in den Himmel warf, hatte ich ein Gefühl das alsbald ein heftiger Sturm aufziehen könnte. Am 23. Oktober. 2002 gab es mit einer stürmischen Kaltfront schon eine Westlage.
Am 24/25. Oktober. 2002 verdichteten sich die Hinweise auf einen Orkan ! Freitag-Abend den 25. 10.2002 gab es durch das Sturmtief was vor Jeanette Deutschland überquerte, schon Gewitter und Regenschauer, die Nacht auf den 26.10.2002 verlief sehr stürmisch mit Böen von 8 bis 9 Bft, örtlich 10 Bft !
In den Wetterberichten und sogar Nachrichten wurde auf den Orkan Jeanette laufend hingewiesen. So stand ich den 27. Oktober. 2002, der Tag an dem Jeanette über Deutschland zog, sehr früh auf, es regnet bereits ( typischer Warmfront-Regen ) und es gab stürmische Böen aus Süd ! Der Mittelwind hielt sich aber sehr in Grenzen !
Im Radio wurde Feuerwehrleute und Wetterexperten zur Orkanlage laufend Interviewt.
Ab Mittags lies der Regen nach und auch der Wind war nur frisch bis stark, immer noch aus Süd ! Dann wurde es Dunkel und die Kaltfront von Jeanette zog auf. Es gab einzelne Sturmböen und ein Gewitter, etwas verwundert schaute ich mir die aktuellsten Böen im WDR-Text an, wo es schon Böen bis 120 km/h westlich des Rheins gab ! Denn der Wind ließ nach dem Durchzug der Kaltfront nach, etwas enttäuscht setzte ich mich hin und schaute auf meine Wetterstation die nur Böen von 40 oder 50 Km/h zeigte ! Bis Plötzlich auf einmal 70 km/h auftauchten, schnell ging ich zum Fenster und es tobte draußen schon ein Sturm mit etwa 80 km/h !
Es war zu der Zeit kurz nach Mittag, so bin ich raus gegangen und über Feldwege gegangen von wo ich Pappeln und andere Bäume beobachten konnte. Der Sturm nahm schon zu.
Dann bin ich zurück gegangen und auf einmal wurde aus dem Sturm ein Orkan. Die Böen geschätzt über 120 km/h warfen mich hin und her, Staub und Baumrinde sowie Laub flog überall herum es war sehr Laut, bei uns am Haus angekommen, flog die Fußmatte auf und davon, ich rannte der fliegenden Matte hinterher, die ca. 300 weit flog, als von einem Nachbar -Haus die Dachbekleidung abgerissen wurde.
Dann bin ich erstmal ins Haus gegangen und habe die orkanartigen Böen von dort beobachtet.
Mir gelang es trotzdem etwas später zwischen den Häusern mit dem Fahrrad zu fahren, auch wenn es schwer war, die größten Böen, kamen nicht bis zum Boden zwischen den Häusern, sondern tobten über den Dächern und in den Baumkronen. Nur dort wo weniger Häuser standen konnte man nicht mehr fahren.
Die Böen lagen Nachmittags meist bei 9 bis 11 Bft, vereinzelt 12 Bft.
Abends ca. 17/18 Uhr wurde der Orkan stärker, es gab wiederholt orkanartige Böen und Orkanböen bis ca. 120 km/h ! Die Feuerwehr war auch den ganzen Tag um Bäume zu beseitigen, abgebrochenen Äste zu zu entfernen und Dächer zu sichern.
Der Höhepunkt war um 18/19 Uhr mit Sturm im Mittel und Orkanböen ! Nun war es sehr gefährlich draußen, so beobachtete ich den Orkan vom Fenster aus, da es schon dunkel wurde, war der Orkan durch das starke rauschen gut zu hören, wenn die Orkanböen um die Häuser wehten.
Es gab verbreitet Sturmschäden in unserer Region ! Es war der stärkste Orkan seit 1993 und 1990 in NRW ! Im Ruhrgebiet wurden sogar Böen von 130 km/h gemessen. In Münster um 120 Km/h, der Kahle Asten hatte ebenfalls über 130 km/h.
Erst um 21 Uhr des 27.10.2002 ließ der Sturm nach und es war nur noch windig.
Ein denkwürdiger Orkan !
Diesen Orkan erlebte ich ebenfalls so…
Es ging plötzlich unheimlich zur Sache und habe auf einem erhöhten Park mit meinem analogen Anemometer Böen über 120km/h gemessen… Es war einfach unberechenbar und zugleich erstaunlich welche Kraft der Orkan hatte…
Bei Kyrill habe ich mich mit Freunden entschlossen gefährlicherweise auf eine Halde zu gehen… Wir musste das letzte Stück auf dem Bauch hinauf krabbeln und es flog uns der Schotter um die Ohren… Es war gefährlich, aber für atemberaubend die Natur so zu erleben…
Ja, der Orkan Jeanette war wirklich sehr stark, es gab sehr oft Böen von 100 bis 110 km/h und manchmal auch über 120 km/h. Viele Dächer wurden abgedeckt ! Kyrill war ein ziemlich nasser Orkan, der in der Kaltfront noch stärker war als Jeanette, aber im Trogbereich sehr ähnlich.
Noch stärker als Kyrill 2007 und Jeanette 2002 war der Orkan Daria vom 25/26. Januar. 1990. Es gab an jeder Station in NRW 12 Bft und nicht nur einzelne Böen um 120/130 km/h, sondern vielerorts sogar über 140 Km/h im Flachland. In Essen gab es knapp 150 km/h.
Viele Straßen waren übersät mit Dachziegeln und es gab große Verwüstungen in Großbritannien und Benelux war Daria fast so stark wie Lothar 1999 über Frankreich/Schweiz und Süddeutschland. Der Mittel-Wind erreichte bei Daria 10 bis 11 Bft !
Mal sehen wann wieder so ein Orkan kommt… Die Sturm-Saison 2017/2018 fängt ja schon sehr turbulent an, seit September 2 Stürme und Sonntag der dritte Sturm/Orkan.
Dazu habe ich einmal eine Frage.
Hat der Orkan Daria auch in Niedersachsen/Bremen so heftig gewütet?
Denn noch heute bekomme ich von meinen Eltern und meiner Tante zu hören, dass meine Cousine und ich früher riesen Glück hatten, da bei einem schweren Sturm ein Baum ins Dach gestürzt ist. Und zwar genau in diesem Zimmer wo wir schliefen. Verwundert waren aber alle, dass wir dadurch nicht wach wurden. Das muss 1990 um den Dreh gewesen sein, da wohnte meine Cousine mit ihren Eltern noch im Norden .
Ich lasse mich auch mal überraschen wann es hier mal wieder richtig zur Sache geht. Seit ich denken kann fasziniert mich das Wetter, insbesondere Wind/Sturm/Orkan .
Mehr zur Sturmserie 1990 bei uns im Wetterkanal, auch zu Daria: https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/sturmserie-im-januarfebruar-1990/
@Alex… Ja, der Orkan Daria hat in ganz Norddeutschland so heftig gewütet. Es gab verbreitet Spitzenböen von 120 bis 150 Km/h. An der Küste über 170 Km/h. Auf dem Brocken 230 km/h.
Der Süden und Osten hatte nur schweren Sturm bei Daria, hätte Daria in ganz Deutschland die Windstärken erreicht wie im Westen und Norden, wären die Schäden doppelt so hoch ausgefallen als wie bei Kyrill.
Es gab im Winter 1989/1990 aber 5 Orkane und 3 Stürme !
Der erste von dem auch Deutschland stark betroffen war, ist der angesprochene Orkan Daria. Nur zwei Tage später zog eine schwere Sturm über Nordwestdeutschland. Am 2/3. Februar. 1990 zog der Orkan Hertha besonders über Frankreich und Südwestdeutschland mit Böen um 140 km/h im Flachland.
Am 7/8. Februar. 1990 zog eine neuer Orkan über Deutschland mit Böen bis 130 km/h im Binnenland.
Am 11/12. Februar gab es in der Westhälfte Deutschlands wieder Sturm- und schwere Sturmböen !
Und auch am 14/15. Februar. 1990 gab es erneut schwer Sturmböen und orkanartige Böen in West- und Süddeutschland.
Knapp 10 Tage später erreichte die Orkanwetterlage ihren Höhepunkt und der Orkan Vivian zog am 26/27. Februar. 1990 über Westeuropa/Mitteleuropa und erreichte die gleichen Windgeschwindigkeiten wie Daria der vier Wochen zuvor eine Schneise der Verwüstung zog.
Der Orkan Vivian tobte zwei Tage über Mitteleuropa, direkt nach ihm folgte am 28. Februar bis 1. März. 1990 im Starkwind -Band der Orkan Wiebke, und wütete ebenfalls mit Böen bis zu 150 km/h vor allem in Süddeutschland/Schweiz und Österreich !
Die Orkane Vivian und Wiebke fällten knapp 80 Mio. Festmeter Sturmholz in Deutschland. Aber auch die Orkane vor Vivian und Wiebke zerstörten viele Wälder, bei Daria weniger weil der Orkan besonders im Nordwesten des Landes tobte und über Großbritannien/Benelux zudem war Daria der erste Orkan der Sturmserie 1990.
Die stärksten Orkane der Serie waren Daria, Vivian und Wiebke !
Es war in Europa die Stärkste Sturm- und Orkan-Serie seit 300 Jahren. Die Orkanserie Ende November/Anfang Dezember 1703 war sogar erheblich stärker als die von 1990 !
Damals zog ein extremer Orkan über Westeuropa mit Böen über 200 km/h im Flachland und zerstörte jegliche Arten von Wäldern, ganz gleich ob es Fichten oder Mischwälder waren. der Orkan von 1703 zerstörte ebenso viele Kirchen und Häuser. Es gibt auch Literatur zu dem Jahrhundert-Stürmen von 1703. Es vielen 8000 bis 15.000 Menschen der extremen Orkanserie von 1703 zum Opfer.
Aber auch der Winter 1961/1962 brachte eine heftige Sturmserie, oft zogen Sturmtiefs über Deutschland. Mitte Februar 1962 zogen zwei Orkane über Deutschland und zerstörten einige Wälder, der Orkan Vincinette löste an der Nordseeküste eine Sturmflut-Katastrophe aus mit über 300 Todesopfern.
Der Winter 1966/1967 war ebenfalls von Februar bis März 1967 durch eine heftige Sturm- und Orkanserie geprägt. Es gab gleich drei Orkane und fünf Stürme !
Ebenso gab es viele Stürme und Orkane von 1983 bis 1987 !
Zwei heftige Stumwinter folgten aber der Jahrhundert-Orkanserie von 1990 ! Es waren die Winter 1992/1993 mit Orkanen wie Verena und Barbara im Januar 1993 die ähnliche Windgeschwindigkeiten erreichten wie die Orkane von 1990. Aber auch die Winter 1993/1994 und 1994/1995 waren sehr stürmische Mild-Winter es gab oft Sturm mit Orkanböen bis ins Flachland und teilweise die Jahrhundert-Fluten in Westeuropa ( 1993 und 1995 ).
Ein ebenfalls heftiger Sturm- und Orkanwinter war 1999/2000 insbesondere durch die Jahrhundert-Orkan Anatol vom 3/4. Dezember. 1999 sowie Lothar 26.12.1999 und Martin vom 28.12.1999. Der Orkan Lothar übertraf von seiner Stärke die Orkan Daria, Vivian und Wiebke von 1990 ! Aber auch Ende Januar 2000 gab es erneut Orkane in West- und Nordeuropa, sowie ein spätes Sturmtief vom 28/29. Mai. 2000 mit dem Namen Ginger, der besonders in Benelux/NRW und Niedersachsen mit bis zu 11 Bft große Schäden anrichtete.
Sehr stürmisch war auch der Winter 2006/2007 ( Franz, Per und Kyrill )und der Winter 2013/2014 ( Christian und Xaver ) besonders traf es aber Westeuropa.
Hallo nochmal, erstmal vielen Dank für diesen beachtlichen Beitrag. Sehr interessant und super geschrieben. Das Gleiche gilt für den Kommentar , der die Stärksten Stürme Mittel- und Westeuropas zusammenfasst. Da waren ja in den 90ern wahre Brocken dabei. Die Windgeschwindigkeiten lesen sich schon beinahe unheimlich, wenn man bedenkt dass Diese im deutschen Flachland auftraten.
Ich habe aus den 90ern noch einige Stürme in Erinnerung, da ich schon im Kindergarten fasziniert von Wind und Wetter war. Nur wusste ich „damals“ nicht um welche Stärke und welches Ausmaß es letztlich ging. Ein Erlebnis welches mir noch im Kopf blieb ist ein Sommersturm an der südholländischen Küste. Es muss Ende der 90er gewesen sein und vom Monat her Juni-August. Es war definitiv in den Sommerferien NRW’s. Wir wurden im Ferienhaus wach, weil wir dachten es fahren LKWs Haus vorbei. Das hätte in der Sackgasse dort niemals funktioniert, also stellten wir schnell fest, dass es der Wind war , der mit einer recht starken Böigkeit Die Fenster zum heulen und rappeln brachte. Mein Großvater hat sich schließlich, nachdem der Spuk schon ca.3-4 Std anhielt, bereit erklärt mit mir an den Strand zu gehen. Wenn ich mich richtig erinnere waren dort Mittelwinde von 7-8 angegeben mit entsprechend noch kräftigeren Böen. Das ist nix Wildes, aber für einen Sommersturm war es schon satt. Nun sitze ich aktuell und auch schon die Tage zuvor in jeder freien Sekunde vor meinem PC und beobachte die neusten Modellberechnungen und bin mal gespannt was da auf uns zu kommt.