Neues von, zu und über El Niño 2015/2016
Es war wieder Zeit für das nächste Update zu den Aussichten auf das starke El Niño 2015/16, herausgegeben von der amerikanischen Wetterbehörde NOAA. In früheren Artikeln habe ich erklärt, was in der Atmosphäre und im Ozean bei einem El Niño-Ereignis passiert und wie sich das diesjährige El Niño im August entwickelt hat.
Im September hat sich das diesjährige El Niño wie prognostiziert weiter entwickelt. Das Oberflächenwasser im tropischen zentralen und östlichen Pazifik ist weiterhin deutlich zu warm und hat sich zumindest im zentralen Bereich noch weiter erwärmt. Darüber hinaus schwächeln die Passatwinde und es kommt zu verstärkter Konvektion und Niederschlagsbildung im östlichen Pazifik und entsprechend abgeschwächter Konvektion und weniger Regen im Westpazifik. Letzteres kann man auch gut an den Anomalien (Änderungen im Vergleich zum langjährigen Mittelwert) der ausgehenden Wärmestrahlung (engl. Outgoing Longwave Radiation, OLR) sehen. Das ist also Wärmestrahlung, die von der Erdoberfläche Richtung Weltraum abgegeben wird (Übrigens: dadurch wird es nachts kalt). Gibt es Wolken, wird die Wärmestrahlung durch das flüssige Wasser in den Wolken stärker zurückgehalten. Je öfter die Erde an einer Stelle von Wolken bedeckt ist (z.B. durch stärkere bzw. häufigere Konvektion), desto weniger Wärmestrahlung verlässt dort die Erde und kann von Satelliten gemessen werden. Grafisch aufbereitet sieht das dann so aus:
Abweichung der ausgehenden Wärmestrahlung (Richtung Weltraum) im September 2015 über dem tropischen Pazifik vom langjährigen Mittelwert. Rot bedeutet mehr und blau weniger abgegebene Wärmestrahlung. Im Umkehrschluss ist die Erdoberfläche dort, wo es blau ist, häufiger als üblich von Wolken bedeckt, während die Atmosphäre in den roten Bereichen öfter wolkenfrei blieb. (Quelle: NOAA)
So sieht man, dass am Westrand des tropischen Pazifiks mehr Wärme als im langjährigen Mittel abgestrahlt wird (rot), weil es dort weniger Wolken gibt. Im Gegensatz dazu sorgt die intensivierte Konvektion im zentralen und östlichen tropischen Pazifik für erhöhte Wolkenbildung und damit weniger abgegebene Wärmestrahlung (blau).
Bisherige Auswirkungen in Australien
Ganz allgemein ist es während eines stärkeren El Niño-Ereignisses in Ostaustralien trockener als normal. Nur ist nicht jedes El Niño wie das andere. „Von den 26 El Niño-Ereignissen seit 1900 brachten nur 17 großflächige Dürre in Australien mit sich.“, schreibt Dr. Andrew Watkins vom australischen Bureau of Meteorology (der staatliche australische Wetterdienst). Alles in allem ergibt sich auch für das aktuelle El Niño-Ereignis bisher kein eindeutiges Bild. So gab es im diesjährigen australischen Winter große Gebiete mit überdurchschnittlichen Niederschlägen (blau).
Abweichung des gefallenen Niederschlags in Australien im Süd-Winter 2015 (Juni, Juli, August) vom langjährigen Mittel. Braun bedeutet weniger und türkis mehr Niederschlag als üblich. Die dunkelsten Farbtöne zeigen Gegenden mit Rekord-Trockenheit bzw. Rekord-Niederschlägen (Quelle: NOAA).
Woran das liegt, kann man nicht mit letzter Sicherheit sagen. Fakt ist aber, dass auch das Oberflächenwasser im Indischen Ozean zurzeit überdurchschnittlich warm ist. Das hat durchaus Auswirkungen auf die atmosphärische Zirkulation über dem Indischen Ozean und kann daher das Wettergeschehen über dem australischen Kontinent beeinflussen.
Wie geht’s nun weiter?
Die Prognosen sind unverändert. El Niño 2015/16 wird sich bis Ende des Jahres weiter verstärken und erst zum Frühjahr 2016 langsam abflauen. Auf Grund der deutlich zu warmen Meeresoberflächentemperaturen im tropischen Pazifik wird es zu den stärksten bisher beobachteten El Niño-Ereignissen gehören. Genaue Vorhersagen für das Wetter in den kommenden Jahreszeiten (vor allem Niederschläge) sind selbst für Pazifikanrainerstaaten schwierig (siehe: obiger Abschnitt über Australien, ältere Beiträge zu El Niño im Wetterkanal). Grundsätzlich erwartet man mehr Niederschlag als normal in Peru, Ecuador und im Süden der USA und weniger Niederschlag als normal in Ostaustralien, Indonesien und Papua-Neuguinea.