Nanu? Nebel im Sommer? Wie geht denn sowas?
Ja, das geht durchaus. Auch wenn man zugeben muss, dass dichter Nebel im Sommer eher selten ist und im Sommer meistens nur flacher Bodennebel auftritt, der sich mit den ersten Sonnenstrahlen rasch auflöst.
Es gibt aber eben auch Tage, da will der Nebel am Vormittag auch im Sommer nur schwer weichen. Doch wie kommt es überhaupt zu Nebel? Dazu müssen wir uns hauptsächlich mit dem Taupunkt und der Temperatur beschäftigen.
Taupunkt? Der hat nix damit zu tun, wann Eis oder Schnee taut. Vielmehr ist es der Punkt, der zeigt, ab wann sich in einer Luftmasse Tau bilden würde, wenn die Luft abgekühlt wird.
Jeder kennt den Tau morgens auf Wiesen oder beschlagene (im Winter gefrorene) Autoscheiben. Nun gibt es aber zweierlei Sachen: Wenn die Luft bis zum Taupunkt abgekühlt wird in der Nacht kann sich entweder Tau oder Nebel, oder beides bilden.
Jeder kennt diesen Tau. Holt euch mal ne kalte Pulle Bier aus dem Kühlschrank und stellt sie auf den Gartentisch. Schon nach 2 Minuten rinnen die Tautropfen an der Flasche runter. Unmittelbar an der Glasfläche der Flasche ist der Taupunkt nämlich genauso niedrig, wie die Kühlschranktemperatur und die Umgebungsluft kondensiert dann am Glas.
Bleiben wir beim Taupunkt und schauen uns diesen von Donnerstagabend, 20 Uhr mal an:
Wie wir berichteten, hat es seit Sonntag ja ordentlich geregnet in einem breiten Streifen von Sachsen bis zur Nordsee. Die Taupunkte von Donnerstagabend lagen in dieser noch feuchten Luft von Brandenburg bis nach Schleswig-Holstein bei 14 bis 16 Grad.
Wenn man nun die Lufttemperatur bis auf diesen Wert senken würde, dann könnte die Luft bei weiterem Abkühlen in der Nacht die Feuchtigkeit nicht mehr halten und würde die überschüssige Feuchte als Tau am Boden ablegen. Warum am Boden? Nun, üblicherweise sinken die Temperaturen nachts bei klarem Himmel am schnellsten ab. Kalte Luft ist schwerer als warme und sammelt sich am Erdboden. Dabei kann der Unterschied zur Lufttemperatur durchaus 5 Grad betragen.
Nehmen wir nun mal an, die Luft zwischen Brandenburg und Schleswig-Holstein hätte sich letzte Nacht auf 17 Grad abgekühlt. Nebeltechnisch wäre nichts passiert. Allerdings wäre es bei klarem Himmel am Erdboden 12 Grad kühl und damit würde der Taupunkt unterschritten sein und sich Tau bilden auf Wiesen und Feldern, oder ganz flacher Bodennebel.
Nun hat sich die Luft aber nicht auf 17, sondern verbreitet auf 14 bis 11 Grad abgekühlt und ist somit deutlich unter den Taupunkt gesunken wie man an den Tiefstwerten sehen kann:
Die Folge: Die Luft konnte die Feuchtigkeit nicht mehr halten und bildete feinste Wassertröpfchen von wenigen hundertstel Millimetern —> und schon war unser Nebel vom heutigen Morgen geboren. Je rascher die Temperatur sinkt, und je weiter es unter den Taupunkt geht, desto dichter wird auch der Nebel. Dabei spielen aber auch noch Kondensationskerne eine Rolle, in Form von kleinsten Rußpartikeln, Salzkristallen oder feinstem Staub, an den sich die Wassertröpfchen haften können.
Durch die Lichtbrechung werden der Nebel und die sonst klaren feinsten Tröpfchen dann als weißer Schleier sichtbar. Anhand der Sichtweiten sieht man, wo heute früh der dichteste Nebel lag:
Und warum hat es keinen Nebel im Westen oder Süden gegeben? Oder warum war es da nur stellenweise dunstig?
Die Frage beantwortet sich selbst, wenn man sich dort Taupunkt und Tiefstwerte ansieht und vergleicht.
Wenn dann vormittags die Lufttemperatur steigt, dann löst sich auch der Nebel auf, da die Luft dann wieder mehr Wasserdampf aufnehmen kann.
Es gibt verschiedene Arten von Nebel, auf die wir im kommenden Herbst hier sicherlich noch genauer eingehen.
Die aktuelle Taupunkttemperatur findet ihr übrigens auch bei uns in den stündlich neuen Messwerten.
Glückauf aus Bochum
Danke für die wirklich sehr schöne und gute Erklärung. 🙂