Mittlerweile extreme Trockenheit im Nordwesten
In einem Bogen im großen Nordwesten Deutschlands hat sich in den vergangenen Wochen eine extreme, rekordverdächtige Trockenheit eingestellt. Ich will hier nicht andere Regionen ausschließen, denn besonders auf das Jahr gesehen oder zumindest seit April oder Mai, sind weitere Regionen, insbesondere in Sachsen-Anhalt extrem trocken, aber wir wollen uns hier mal genauer die Situation im Nordwesten ansehen. Betroffen ist etwa ein Bogen von Schleswig-Holstein über den Norden und Westen von Niedersachsen bis zum Niederrhein. Das zeigt auch gut die Niederschlagssummenkarte für den aktuellen Monat Juli, Stand 23.07.2018. Ebenfalls stechen noch ein paar weitere Ecken ins Auge (blau), wie beispielsweise in Südhessen und im westlichen Rheinland-Pfalz. Ich zähle jetzt nicht alle auf, die Karten zeigen es ja:
- Niederschlagsummenkarte Juni
- Niederschlagssummenkarte Juli (neu laden für aktuellen Stand)
Niederschlagssummen Wetterstationen im Juli, Stand 23.07.2018
Im Folgenden habe ich die Messwerte einiger Wetterstationen ausgewertet und es zeigen sich doch extreme Werte bezüglich der ausbleibenden Niederschläge.
Den letzten nennenswerten Regen gab es in den meisten Regionen im „Trockenbogen“ im Nordwesten am 21. Juni 2018, also vor über einem Monat. Es ist hier seit über einem Monat nun praktisch durchweg trocken, auch wenn es hier und da mal wenige Tropfen gab. Noch extremer ist die Situation im äußersten Westen und Nordwesten von NRW. An der Wetterstation in Kleve gab es den letzten nennenswerten Regen sogar am 08. Juni 2018! Danach gab es am 14. Juni noch einmal mickrige 1 mm und an insgesamt 6 Folgetagen im Juni ein paar Spritzer mit jeweils deutlich unter 1 mm. Das ist praktisch nichts und dringt nicht in den Boden ein. Im langjährigen Mittel für Juli fallen in Kleve etwa 77 mm Regen, auf Helgoland 64 mm.
Julisumme bisher – Ort
Summe seit 1. Juni
0.2 mm Helgoland
Seit 1. Juni 10.9 mm
0.3 mm Erfde
Seit 1. Juni 42.6 mm
0.3 mm Glücksburg-Meierwik
Seit 1. Juni 23.8 mm
0.3 mm List auf Sylt
Seit 1. Juni 28.1 mm
0.3 mm Sankt Peter-Ording
Seit 1. Juni 27.0 mm
0.3 mm Hattstedt
Seit 1. Juni 35.6 mm
0.3 mm Aachen-Orsbach
Seit 1. Juni 34.0 mm
0.5 mm Leck
Seit 1. Juni 37.9 mm
0.5 mm Wagersrott
Seit 1. Juni 31.6 mm
0.7 mm Padenstedt (Pony-Park)
Seit 1. Juni 23.7 mm
0.9 mm Norderney
Seit 1. Juni 16.4 mm
1.0 mm Emden
Seit 1. Juni 36.7 mm
1.1 mm Kleve
Seit 1. Juni 36.7 mm
1.1 mm Borkum-Flugplatz
Seit 1. Juni 21.9 mm
1.3 mm Schleswig
Seit 1. Juni 56.6 mm
1.6 mm Schönhagen (Ostseebad)
Seit 1. Juni 28.2 mm
Seit 1948 war der trockenste Juli in Kleve am Niederrhein der Juli 1982 mit 10.1 mm, gefolgt vom Juli 1949 mit 13.4 mm.
Seit 1937 war der trockenste Juli in List auf Sylt der Juli 1983 mit 15.5 mm, gefolgt vom Juli 2013 mit 17.2 mm.
Seit 1947 war der trockenste Juli in Schleswig der Juli 1983 mit 14.6 mm, gefolgt vom Juli 1976 mit 21.2 mm.
Zur Vollständigkeit habe ich noch ein paar werte aus Hessen und Rheinland-Pfalz herausgesucht, die ebenfalls im Juli extrem trocken sind bisher.
Hessen
3.1 mm Frankfurt/Main
5.0 mm Darmstadt
5.5 mm Geisenheim
Rheinland-Pfalz
1.6 mm Manderscheid-Sonnenhof
3.0 mm Mainz-Lerchenberg
4.2 mm Trier-Petrisberg
Aussichten – Trockenheit verschärft sich
Gerade in den Sommermonaten ist das mit den Schauern und Gewittern, die nur örtlich auftreten immer so eine Sache. Trifft ein Gewitter, kommen schnell 20 bis 30 mm oder mehr zusammen und laut Statistik ist die große Trockenheit dann vorbei. Jedenfalls wird es zunächst mal bis Freitag kaum Schauer oder Gewitter geben und es geht einfach nur trocken weiter. Zum Wochenende nimmt die Gewitterneigung dann zu, aber das wird wieder nur eine begrenzte Sache sein. Es gibt keine großräumigen und flächigen Niederschlagssignale in den Wettermodellen.
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…naja, in der südlichen Lüneburger Heide und drumherum ist es schon seit Anfang April sehr trocken. Hier sind Bäche ausgetrocknet, die noch nie trocken waren (auch nicht 59, da damals der Grundwasserstand höher war). In Sachsen Anhalt stimmen die Sonnenscheindauer, der Niederschlag usw. weitesgehend mit den Daten von 1959 überein. Damals rupfte man das Kartoffelkraut ab, um es den Rindern zu geben und die Kühe gaben keine Milch mehr, weil das Futter rar und vertrocknet war.
Das ist alles bekannt und ich habe schon viele Beiträge dazu verfasst. Da braucht es kein „naja“. Ich schrieb ja extra vorbeugend, dass es Dürre auch in anderen Regionen gibt. Im Nordwesten ist es eben nicht seit April, sondern jetzt seit Juni neu. Und nur zur Einordnung: In Sachsen-Anhalt fällt im Jahresmittel nur etwas mehr als die Hälfte vom Niederschlag den der Nordwesten im Mittel hat. Die Qualität von 30 Tagen Trockenheit ist im Nordwesten eine andere als im Lee vom Harz.
Hier in der Oranienbaumer Heide ist auch seit April kein Tropfen gefallen. So langsam sind auch die Brunnen versiegt und man muss den armen Pflanzen hilflos beim Verdörren zusehen
„Trifft ein Gewitter, kommen schnell 20 bis 30 mm oder mehr zusammen und laut Statistik ist die große Trockenheit dann vorbei.“
Gut dass ihr das Wort „Statistik“ mit eingebunden habt. Denn die Realität sieht anders aus. Bei einem starken Gewitter sickern vielleicht (besonders bei vorher schon trockenem Boden) 5mm ein, der Rest läuft oberflächlich ab.
Genau das meinte ich damit 🙂