Meteotsunamis – Wellen aus dem Nichts
Bilder von meterhohen Tsunamis wie im März 2011 in Japan oder im Dezember 2004 rund um den Indischen Ozean kennen wir alle. Diese gefährlichen Flutwellen entstehen meist durch unterseeische Erdbeben oder Hangrutsche. Es gibt aber auch Tsunamis, die durch meteorologische Ursachen ausgelöst werden. Sie werden Meteotsunamis genannt, im Mittelmeer auch „Rissaga“ und an Nord- und Ostsee „Seebär“.
https://twitter.com/SOCIB_data/status/592622317513142273/photo/1
Abb.: Aufzeichnung einer Rissaga im Hafen von Ciutadella, Menorca
Wie Freakwaves – gefährliche Monsterwellen – entstehen Tsunamis zwar ebenfalls im Meer, wirken sich aber erst direkt an der Küste so aus, dass Schäden entstehen und Menschen in Gefahr sind. Anders als bei Oberflächenwellen, die durch den Wind vor Ort entstehen (Seegang) oder von weiter entfernten Stürmen ausgehen (Dünung), wird bei Tsunamis die gesamte Wassersäule bewegt. Eine solche Welle ist auf dem offenen Meer meist harmlos, kann sich aber an der Küste zu gefährlichen Höhen aufbauen.
Genau genommen ist ein Meteotsunami kein echter Tsunami, sondern nur ein tsunamiähnliches Phänomen, das vor allem in recht flachen Gewässern entsteht und sich an der Küste in seltenen Fällen zu einer meterhohen Wellen aufbauen kann. Es sind weltweit einige Fälle dokumentiert, in denen an der Küste und in Häfen sogar größere Schäden auftraten. In einzelnen Staaten wie Dänemark, dem Vereinigten Königreich und Spanien sowie in Ansätzen auch in Deutschland wird Forschung zu Meteotsunamis betrieben.
Abb.: Auswirkungen durch eine Rissaga auf der Baleareninsel Menorca im Jahre 2006
Beispiele
Größere Schäden durch Meteotsunamis gab es vor allem auf den Balearen. Im Juni 1984 richtete eine solche Flutwelle („Rissaga“) an den Küsten der Insel Menorca Schäden in Millionenhöhe an. Im Juni 2006 sanken in Häfen von Menorca 30 Boote und zahlreiche weitere wurden beschädigt. Auch an Gebäuden entstanden durch die bis zu vier Meter hohe Welle erhebliche Schäden. Ähnliche Fälle gab es an anderen Mittelmeerküsten sowie unter anderem in Japan. Einige Beispiele sind auch von der deutschen Nordseeküste bekannt.
Entstehung
Die genauen Umstände der Ursachen und der Entstehung sind noch nicht erforscht. Man geht inzwischen davon aus, dass sich rasche Luftdruckveränderungen auf das Meer übertragen und dabei eine Resonanz zwischen den Luftdruckschwankungen und den Meereswellen auslösen können. Nähern sich die dadurch verstärkten Wellen einer flachen Küste, können sich die Wellen so aufbauen, dass sie in Einzelfällen meterhoch auflaufen können.
Vorhersage
https://twitter.com/velamenorca/status/609050896601899009/photo/1
Eine Vorhersage von Meteotsunamis ist derzeit nur stark eingeschränkt möglich. Sie treten sehr plötzlich auf. Warnungen können daher aus heutiger Sicht kaum ausgegeben werden. Lediglich auf den Balearen wird versucht, auf mögliche Rissagas (Meteotsunamis) hinzuweisen.
Im zweiten Teil geht es um Meteotsunamis in der Nordsee, auch „Seebären“ genannt.
Schöner Artikel!
Meteotsunamis gibt es auch in China und Korea …
https://en.wikipedia.org/wiki/Meteotsunami
… sowie an den Großen Seen: In Chicago starben 1954 bei einem solchen Phänomen mehrere Menschen.
http://www.huffingtonpost.com/2012/12/12/meteotsunamis_n_2286374.html
Richtig, es sind weltweit einige Fälle bekannt, die meisten Fälle allerdings von den Balearen und aus Japan sowie an Nord- und Ostsee – dazu mehr in einem weiteren Beitrag.
Ein weiteres Phänomen, das in die Kategorie Wetter und Sturmflut reinpasst, sind sogenannte
„Infragravity Waves“ bzw.“Infraschwerewellen“. Das sind Schwerewellen, die sich wie Tsunamis höher aufbauen, je mehr sie sich der Küste nähern. Die Theorie ist, dass diese mit Wellengruppen der Dünung einhergehen und durch Reibungs- und Dissipationseffekte enstehen daraus Einzelwellen. Wenn die Frequenz der Wellengruppe derjenigen der Resonanzfrequenz der entsprechenden Meeresbucht entspricht, dann können sich große Einzelwellen aufbauen, die ähnlich wie Boren oder Tsunamis große Schäden anrichten bzw. die Schäden durch die Sturmflut noch mehr verstärken.
https://en.wikipedia.org/wiki/Infragravity_wave
http://www.surfscience.org/articles/infragravity-waves-part-1
http://www.surfscience.org/articles/infragravity-waves-part-2
http://www.surfscience.org/articles/infragravity-waves-part-3
http://89.31.100.18/~iahrpapers/77229.pdf
Dieses Video vom Taifun Haiyan 2013 zeigt solche Schwerewellen:
https://www.youtube.com/watch?v=rS0gv4Xbw7w
P.S.: Boren
https://de.wikipedia.org/wiki/Gezeitenwelle
Boren gibt es auch an der Ems, aber größere findet man in Frankreich bei Bordeaux in der Garonne und Dordogne
und die größte weltweit in China, am Qiantangfluss in Hangzhou, wobei die heurige eine der größten war.
https://www.youtube.com/watch?v=guqhp27-feQ