Kaltfront von FABIENNE im Super HD Modell exakt vorhergesagt
Am Sonntag zog das Tief FABIENNE von West nach Ost über die Mitte Deutschlands hinweg. Die Kaltfront des Tiefs überquerte am Nachmittag und Abend etwa die Südhälfte Deutschlands, wo zuvor noch einmal subtropische Warmluft heranwehte. Mit der markant ausgeprägten Kaltfront kam es zu heftigen Windböen, oft sogar mit Gewittern. Örtlich wurden Orkanböen über 120 km/h gemessen. Im Vorfeld war der Sturm beziehungsweise die Kaltfront sehr gut vorhergesagt und in unserem Super HD Modell exakt berechnet!
Am Freitagabend, den 21.09.2018, reichte die Prognose des Super HD Modells erstmals bis zum Sonntag. Das Modell ist extrem hoch aufgelöst mit 1×1 Kilometer und kann dadurch sogar kleinräumige Strukturen, wie beispielsweise Gewitter gut auflösen. Im 12z Lauf vom 21.09.2018 gab es noch ein paar Probleme beim Timing der Front, denn sie wurde rund 2 Stunden zu spät berechnet, was aber nicht sonderlich ausschlaggebend für die Erfassung der gefährlichen Sturmlage Lage war.
Wir sehen unten links das HD Radarbild von 18 Uhr mit der markanten Kaltfront von Sturm FABIENNE. Weiter rechts die Prognosen für das Radarbild aus dem Super HD Modell vom 21.09.2018 im 12z Lauf. Die Karten für die simulierte max. Radarreflektivität sind im Grunde nichts anderes als die Berechnung des Radarbildes. Wir sehen, dass die Berechnung für 20 Uhr am 23.09.2018 schon 2 Tage vorher sehr nah an das wirklich aufgetretene Radarbild von 18 Uhr herankommt. Bis auf die kleinen Probleme beim Timing, was 2 Tage vor Ereignis als eine geringe Abweichung einzustufen ist, wurde die markante Kaltfront bereits sehr gut berechnet. Man muss bedenken, dass zu diesem Zeitpunkt das Tief noch gar nicht entwickelt war. Dann schon zwei Tage zuvor ein nahezu perfektes Radarbild zu berechnen, ist eine sehr gute Leistung, was vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre.
Deutlich wird die gute Berechnung auch im Vergleich des signifikanten Wetters mit dem Regenradar + Blitze. Das signifikante Wetter (rechts) zeigt mit rosa berechnete Gewitter an der Linie, bzw. der Kaltfront. Links sehen wir das echte Radarbild mit Blitzen von 18 Uhr, rechts die Berechnung für 21 Uhr. Auch hier wurde 2 bis 3 Tage zuvor bis auf die Abweichung von rund 2 bis 3 Stunden beim Timing die Ausprägung der Kaltfront mit Gewittern sehr gut berechnet. Es war also bereits am Freitag ziemlich sicher, was auf die große Südhälfte Deutschlands zukam: Eine markante Kaltfront, teils mit Gewittern, die es in sich haben sollte.
Samstag, 22.09.2018: Prognose auch im Timing präziser
Einen Tag vor dem Ereignis wurden die Prognose dann auch bezüglich des Timings immer präziser. Die markante Kaltfront wurde konstant in allen 6stündigen Modellläufen berechnet. Im 12z Lauf am 22.09.2018 sehen wir unten im Vergleich auch eine zeitlich immer bessere Vorhersage der Kaltfront. Zu sehen ist jeweils links die Berechnung aus dem Super HD Modell und rechts das echte Radarbild. Jeweils im Vergleich für die Zeiten 16 Uhr, 18 Uhr und 20 Uhr am 23.09.2018.
Vorhersage Windböen
Schauen wir uns zuvor noch eine Berechnung der Temperatur für Sonntag, den 23.09.2018, 18 Uhr an. Am Vortag lag die Berechnung sehr genau mit der markanten Luftmassengrenze beziehungsweise der markanten Kaltfront. Temperaturen über 20 Grad im Vorfeld der Front und der deutliche Temperatursturz mit der Front wurden gut erfasst. Die Lage der Linie um 18 Uhr, etwa von Karlsruhe bis zum Erzgebirge, war fast auf den Kilometer genau berechnet.
An der Kaltfront kam es verbreitet zu Windböen von meist 80 bis teils etwas mehr als 100 km/h, örtlich auch in tiefen Lagen zu Orkanböen über 120 km/h (siehe Spitzenböen 6stündig). Die eigentliche Ursache war kein ausgeprägtes Sturmfeld durch Tief Fabienne, sondern es war das Herabmischen des sehr starken Höhenwindes an der Kaltfront. Das Zusammenspiel von einem Einschub subtropischer und labiler Luft mit viel Windscherung und sehr starkem Höhenwind mit aufziehender Kaltfront, machte die brisante Mischung. Wo dann exakt in einem Gewitter der Höhenwind am stärksten herabgemischt wird, lässt sich auf den Kilometer vorher nicht genau sagen. Wir müssen auch bedenken, dass es an der Kaltfront nicht flächig dramatisch war, so einige Orte blieben von schlimmen Schäden zum Glück verschont.
Das Super HD Modell hatte in der Berechnung vom Vortag das Windfeld mit den höchsten Spitzenböen an der Kaltfront gut erfasst. Wir sehen als Beispiel den Vergleich mit den Windböen von 17 bis 18 Uhr, gemessen an den Wetterstationen (links). Rechts ist die Prognose der Windböen für den Termin 18 Uhr. Das muss natürlich bedachte werden: Karte Windböen 17-18 Uhr, Prognose FÜR 18 Uhr. Bedenken wir diese Tatsache, dann ergibt sich auch hier eine exakte Prognose. Sogar der Peak bei Würzburg mit der 137 km/h wurde ganz gut getroffen. Ebenfalls sie die Böen mit 70 bis 80 km/h im Vorfeld der Front zu erkennen und das rasche nachlassen des Windes hinter der Front.
Fazit: Das Sturmereignis am Sonntag, den 23.09.2018, mit der Kaltfront von Tief Fabienne, war mindestens am Freitag, den 21.09.2018, schon absehbar. Das Super HD Modell simulierte die Kaltfront durchgehend sehr exakt, auch wenn es anfangs noch Abweichungen von 2 bis 3 Stunden im zeitlichen Ablauf gab.
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Was ist die Definition für „signifikantes Wetter“? Ist es immer ein berechnetes Wetter? Danke!
Das ist immer die Berechnung/Vorhersage von allen Wetterzuständen, die auch in der Legende zu finden sind. Beispielsweise Regen, Nebel, Gewitter, Schnee usw..
Meiner Meinung nach, lag das ECMWF und das Rapid HD besser als das Super HD. Das Super HD hat die Windgeschwindigkeiten zu niedrig berechnet. Da hatten EZ und das Rapid HD höhere Windspitzen drin, die besser zu den gemessenen Werte passten.
Nein, einfach genauer hinsehen. Das Super HD hat wie auch erwähnt im Beitrag Böen zum stündlichen Termin, nicht letzte Stunde. Deswegen sieht es auf den ersten Blick immer weniger aus. Das ECMWF war insgesamt ebenfalls sehr gut, aber eben mit geringerer Auflösung.
Da hast du recht, wenn man beim Super HD nicht ins Detail geht, sieht es auf der Mitteleuropa-Karte harmlos aus. Ich hatte mich da nur beim Rapid HD detailliert durchgearbeitet.
Warum liegt das GFS eigentlich bei den letzten Stürmen oft daneben ? So z.B. bei Xavier, Friederike und jetzt auch bei Fabienne. Es werden meist vom GFS nur Böen von 70 bis 90 Km/h berechnet, und die drei genannten Stürme hatten sogar örtlich über 130 Km/h, vor allem Orkan Friederike.
Liegt es daran, dass das GFS sehr schlecht aufgelöst ist ?
Ich kann mich an frühere Stürme erinnern, da lag das GFS deutlich besser, es ist überwiegend seit 1-2 Jahren, dass das GFS bei Stürmen oft zu niedrig liegt.
Das GFS ist eben, vor allem wegen der Auflösung, kein gutes Modell. Wird nur überall verbreitet und genutzt, weil es nix kostet.
Ihrer Interpretation dessen, wie das Super-HD-Modell die Windböen angibt, kann ich nicht folgen. Laut der Bildunterschrift stellt es Werte für den Zeitraum der letzten Stunde anscheinend so dar wie die Karte der Messstatistik.
Nur die Momentanwerte zur vollen Stunde anzugeben und die Zwischenzeit auszulassen, wäre bei Windböen ja sinnlos, da hier vor allen Dingen der höchste Wert interessiert.
Es ist (noch) so, dass es Terminangaben sind. Sonst würde man auf der Karte bei der Kaltfront auch eine Spur der letzten Stunde sehen.