Im Schatten von FLORENCE: Extremer Taifun MANGKHUT
Alles redet über Hurrikan „Florence“ auf dem Atlantik, welcher ab Donnerstagabend auf die US Küste treffen wird. Es ist gut, dass berichtet wird, aber wir müssen auch über einen viel viel stärkeren Sturm berichten: Über dem Nordwestpazifik ist der Supertaifun „Mangkhut“ unterwegs, er wird auf den Philippinen auch „Ompong“ genannt. „Supertaifun“ ist keine Erfindung von mir, sondern Taifune werden offiziell ab einer mittleren Windgeschwindigkeit von mindestens 240 km/h so genannt. „Mangkhut wird in den kommenden Tagen über die nördlichen Philippinen hinwegziehen, was katastrophale Folgen haben kann.
MANGKHUT hatte am Donnerstagmorgen mittlere Windgeschwindigkeiten von rund 270 km/h und maximale Windböen bis etwa 315 km/h. Das sind alles mehr oder weniger geschätzte Werte, ganz genau weiß man es dort nicht, da keine Aufklärungsflüge in den Sturm erfolgen, wie beispielsweise bei Florence. Am gestrigen Mittwoch war Mangkhut sogar noch etwas stärker mit Windböen über 330 km/h.
Die Zusammenfassung im Video – Details weiter unten
Schauen wir uns den extrem starken Taifun unten in den Satellitenbildern an. In der ersten Animation sehen wir den kompletten Taifun mit seinem ausgeprägten Auge, wie er sich immer weiter Richtung Philippinen bewegt. Die Inseln sind bereits auf der Karte am linken Rand zu sehen. Wie immer rast der Taifun nicht, Tropenstürme ziehen immer vergleichsweise langsam, weswegen früh genug Vorbereitungen getroffen werden können. Mangkhut zieht aktuell nur mit 24 km/h. So ein Taifun oder ein Hurrikan kommt nie überraschend, sondern kündigt sich in der Regel schon viele Tage vorher an, auch wenn die genaue Zugbahn dann oft noch sehr unsicher ist. Problematisch wird es nur, wenn Menschen mangels Informationsquellen nicht frühzeitig gewarnt werden oder keine Evakuierung von den Behörden eingeleitet wird. Mangkhut ist laufend in den Satellitenbildern zu verfolgen. Sie können auch weiter hineinklicken und „Super HD“ wählen (geht nur wenn es dort hell ist) und damit wie im zweiten Loop unten das Auge im Zoom ansehen:
Das Auge des Sturms
Wir sehen hier das Auge des Supertaifuns ganz nah im Super HD Satellitenbild. Um das Auge herum ist die sogenannte Eyewall zu finden, hier brodeln ständig extrem hochreichende Regenwolken in die Höhe und um das Auge herum herrschen auch die höchsten Windgeschwindigkeiten. Die Eyewall ist also der schlimmste Bereich. Direkt im Auge kann es manchmal sogar windstill sein und der Himmel klart auf. Aber: Nur das Auge geht nicht – wen das Auge trifft, der muss auch gleich zwei Mal durch die Eyewall. Logisch.
Katastrophale Auswirkungen auf Luzon möglich
Wir sehen unten noch ein weiteres Satellitenbild vom Donnerstag gegen 06:30 Uhr (MESZ). Der Supertaifun wird nun etwas nach Nordwesten eindrehen und Richtung Luzon ziehen. Luzon ist die nördlichste und größte Insel der Philippinen. Ebenso wird es die kleinen Inseln weiter nördlich, wie die Babuyan Islands sehr heftig erwischen. Der Taifun Haiyan im November 2013 war noch etwas stärker als Mangkhut bisher, im Großen und Ganzen fallen beide aber in die Kategorie „extrem“. Haiyan ging südlicher an Land und brachte dort auf den Philippinen rund 10.000 Todesopfer und 4,3 Millionen Menschen wurden obdachlos (Quelle: wikipedia).
Die Zugrichtung
Unten ist eine Grafik mit der Zugrichtung von Mangkhut, wir sehen hier 50 verschiedene Berechnungen der Zugbahn, die nie zu 100% sicher ist. Die Abweichungen sind in der Bandbreite der verschiedenen Linien zu sehen. Fest steht allerdings, dass er auf die nördlichen Philippinen treffen wird und das mit voller Wucht ab Freitagabend unserer Zeit (MESZ). Das hügelige Gelände, Hügel ist noch etwas untertrieben, da die Berge bis knapp 3000 m üNN reichen, wird dem Sturm dann stark zusetzen und ihn deutlich abschwächen. Tropische Stürme brauchen das warme Wasser und möglichst wenig Einfluss durch Landmasse, um ihre Intensität zu halten. Ebenso auch wenig Windscherung, aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls wird Mangkhut im weiteren Verlauf über das Südchinesische Meer nach Westen ziehen und dann zum Sonntag auf China beziehungsweise die südchinesische Provinz Hainan treffen. Über dem Meer könnte er zuvor dann erneut an Stärke dazu gewinnen.
Der Wind und die Sturmflut
Unten habe ich zwei Vorhersagekarten aus unserem 4×4 km Wettermodell für die Philippinen herausgesucht. Wir sehen links den Mittelwind mit dem Auge des Sturms kurz vor dem Festland bei Landgang. Der Taifun führt eine enorme Sturmflut mit sich, die mit Wellen bis teilweise über 15 Meter Höhe auf Luzon hereinbricht. Zusätzlich wird das Wasser ganz besonders mit dem Nordostwind auf die Küste drücken, hier droht eine massive Sturmflut. In der Region Cagayan mit der Mündung des gleichnamigen Flusses könnte das katastrophale Auswirkungen haben und massive Überschwemmungen auslösen, wenn das Wasser in das flache Delta drückt.
Rechts sehen wir die maximalen Windböen kurz vor Landgang, die noch mit über 300 km/h berechnet werden. An der hier eher dünn besiedelten Ostküste können die Windböen noch bis um 300 km/h erreichen und schlimme Verwüstungen bringen, werden aber auch durch die direkt dort liegende Bergkette im Landesinneren rasch schwächer. Dennoch drohen auch hier recht verbreitet Windspitzen von 150 bis teilweise über 200 km/h mit entsprechend flächigen Schänden und wahrscheinlich tausenden zerstörten Häusern!
Der Regen und die Erdrutsche
Zu dem extremen Wind kommen wie immer bei tropischen Stürmen intensive Regenfälle. Sehr problematisch werden die zusätzlichen Stauniederschläge an den Bergen sein, denn hier werden teilweise über 1200 mm Niederschlag in 24 bis 48 Stunden berechnet! Diese Regenmengen können massive Erdrutsche und extremes Hochwasser auslösen. Oft ist das Wasser, also die Sturmflut und der Regen, bei Taifunen noch viel gefährlicher für die Menschen als der Wind. Die meisten Menschen besiedeln die Region im breiten Tal zwischen den Bergketten im Osten und Westen der Insel rund um den Fluss Cagayan. Dort liegt auch die Stadt Tuguegarao mit rund 150.000 Einwohnern. Hier kommen zahlreiche Flüsse aus den Bergen, die extremes Hochwasser führen werden.
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
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Mich wundert das die Storm Tracks nur Kategorie 3 bis 4 sehen, obwohl die Wettermodelle mittlere Windgeschwindigkeiten von Kategorie 5 rechnen.
Das sind Ensembles, die nicht so gut aufgelöst sind wie der Hauptlauf. Es geht da mehr um die Zugbahn, weniger um die genaue Stärke.
Ok, Danke
Der Norden der Philippinen in Angst vor dem Taifun.
Mal eine Vermutung: Über Florence wird viel mehr berichtet, weil er die USA trifft, Manghkut aber „nur“ die Phillipinen. Das ist so wie bei Bombenanschlägen mit vielen Toten „irgendwo im Nahen Osten“, die es gerade mal bis zu einer kleinen Zeitungsnotiz schaffen.
Danke für diesen Artikel. Über diesen Taifun hat man ja nichts gehört.
Windböen von über 300 km/h … und dann noch die Sturzfluten und sintflutartigen Regenfälle.
Wie sollen sich die Einwohner vor so etwas schützen?
Gute Frage wie kann man sich vor so etwas schützen?
Auch wenn das Phänomen ein anderes ist man stelle sich mal vor eine größere Stadt in Deutschland (Einwohnerzahl mindestens 100.000) wird von einem Tornado der Stärke F3/F4 getroffen.
Starke Tornados kommen in Deutschland vor ich nenne da mal nur Woldegk 1764, Hainichen 1800 (beide F5) oder Pforzheim 1968 (F4).
Trotz generell strukturell stärkeren Häusern im Vergleich zu den USA wären die Auswirkungen bezüglich möglicher Personenschäden verheerend, weil es immer noch Menschen gibt, die nicht glauben, dass es in Deutschland Tornados geben kann oder dass ein Tornado der Stärke F2 ein Haus entweder durch Windgeschwindigkeiten bis zu 180 k/h oder umherfliegenden Trümmerteilen unbewohnbar machen kann.
Nebenbei möchte ich erwähnen, dass ich durchaus verstehe warum in den USA die Leichbauweise im Vergleich zu Deutschland dominiert, denn es macht keinen Unterschied, ob ein F2 oder F5 Tornado dein Haus trifft es wird entweder beschädigt oder im schlimmsten Fall bei einem F5 dem Erdboden gleichgemacht. Ich hoffe sehr, dass es in den nächsten Jahren keine sehr starken Tornados in Deutschland und insbesondere in Niedersachsen (Hannover) geben wird, denn viele sind sich dieser extremen Gefahr durch die mangelnde Aufmerksamkeit einfach nicht bewusst.
Wenn ein Tornado Hannover jemals treffen sollte, dann weiß ich, was zu tun ist:
Die anderen Hausbewohner warnen und allesamt in den Keller!