Vom Hitze-Hype und dem normalen mitteleuropäischen Sommer
Es geht wieder los – kaum zeigen die Wettermodelle in absehbarer Zeit Temperaturen von 30 Grad oder mehr, bricht in der Wetterberichterstattung und ganz besonders in den sozialen Medien ein regelrechter Hype aus, ja bei einigen mag man meinen sogar Panik. Dabei gehören Temperaturen von 30 Grad genau so zum mitteleuropäischen Sommer, wie unterkühlte Wetterphasen, die es in der ersten Julihälfte in der Nordhälfte Deutschlands gab.
Fast wohl schon vergessen ist, dass wir den wärmsten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichungen 1881 hinter uns haben, die Abweichungen vom Klimamittel waren noch nie im Juni so groß. Im Osten Deutschlands purzelten die Rekorde nur so, beispielsweise in Potsdam, wo regelmäßig seit 1893 das Wetter aufgezeichnet wird. Nun gab es in der ersten Julihälfte in der Nordhälfte Deutschlands durch eine andauernde Nordwestwetterlage (leicht) unterdurchschnittliche Temperaturen und schon gehen viele davon aus, dass es extrem zu kalt ist. „Das ist doch kein Sommer“, „Herbstwetter in Norddeutschland“, mussten wir die vergangenen Wochen immer wieder hören und lesen. Nein: Das ist relativ normaler mitteleuropäischer Sommer. Da gehören auch kalte Wetterphasen zur Normalität.
Vergleichen wir die Abweichungen vom Klimamittel vom Juni mit denen der ersten Julihälfte: Der Juni war verbreitet in Deutschland +3 bis im Osten sogar über 5 K „zu warm“, während die Abweichungen aktuell in Norddeutschland für den Juli bis zur Monatsmitte bei gerade bis zu -2 K liegen.
Es ist bei vielen in Vergessenheit geraten, dass wir in Mitteleuropa liegen und Norddeutschland nicht Italien ist und Sylt nicht an der Adria liegt. Durch die Klimaerwärmung erleben wir fast nur noch (deutlich) überdurchschnittliche Monate, es ist also zu einem Großteil der Zeit des Jahres wärmer, als es vor 30 oder 40 Jahren der Fall war. Das schließt aber in keinstem Fall aus, dass wir auch noch kältere beziehungsweise unterdurchschnittliche Monate erleben, wie zum Beispiel den Mai 2019, den Februar und März 2018 oder ganz besonders markant den März 2013 oder der Dezember 2010!
Zurück zur Hitze: Ja, es wird besonders ab dem kommenden Wochenende nach jetzigem Stand wahrscheinlich in großen Teilen Deutschlands sehr warm bis heiß werden. Wie lange und wie heiß genau, das müssen wir abwarten. Nicht umsonst ist die statistisch heißeste Zeit des Jahres von Mitte Juli bis Mitte August. In diesem Zeitraum erreicht die Nordhemisphäre den Höhepunkt ihrer sommerlichen Erwärmung. Passt die Wetterlage, also stellt sich bei uns eine südliche Strömung ein, dann erreicht uns schnell Hitze. Das ist völlig normal und gehört zum Sommer dazu! Ob daraus eine große beziehungsweise lang anhaltende Hitzewelle wird, das weiß heute noch niemand.
Wie heiß wird es denn? Sie können zum einen alle verfügbaren Wettermodelle für Ihren Ort vergleichen oder den zwei Mal täglich aktualisierten 14 Tage-Trend mit hinterlegter Bandbreite ansehen. Beides finden Sie unter folgenden Links:
Infos zusammengefasst in einem Video auf unserem Youtubekanal (gerne abonnieren, danke!) – mehr Grafiken weiter unten
Abweichungen Juni 2019 – der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichungen
Zwischenstand grob bis zur Monatsmitte im Juli 2019
Wärmste und kälteste Jahre im Deutschlandmittel – mehr Grafiken finden Sie hier