Rückblick auf den Winter 2018/2019
Trotz zahlreichen Ankündigen und Spekulationen diverser Medien und „Wetterexperten“ über einen „Jahrhundertwinter“ oder sehr kalten Winter 18/19 im Vorfeld, ist er im Endeffekt mal wieder wärmer als im Mittel geworden. Rekordwarm war er allerdings auch nicht und bezüglich Niederschlag und Sonne sogar vielerorts ziemlich normal.
Der Dezember ist deutlich zu warm ausgefallen, der Januar lag vielerorts etwa im Mittel und der Februar war besonders in der zweiten Monatshälfte erneut deutlich zu warm, dann auch sehr trocken und ungewöhnlich sonnig. Im Gedächtnis geblieben sind diesen Winter sicher vielen die großen Schneemengen im Januar in den Alpen. Die medial unglaublich aufgeblasene „Schneekatastrophe“ brachte den Wintersportgebieten im Endeffekt eine super schneesichere Saison. –> Schneerekorde Alpen – wir berichteten.
Viele neue Wärmerekorde im Februar
Besonders im großen Westen und der Landesmitte wurde an zahlreichen Stationen ein neuer Wärmerekord für den Monat Februar aufgestellt. Im Folgenden nur eine Auswahl von Stationen mit den Februarrekorden vom 27.02.2019, die Liste würde sonst zu lang. Dort ist schön zu sehen, dass neue Rekorde an einigen Stationen bereits am Vortag aufgestellt und dann erneut übertroffen wurden! Einige Orte haben an gleich 3 Tagen den alten Rekord überboten!
27.02.2019: 16.8°C (alt: 16.4°C am 28.02.1959) in Cuxhaven (seit: 01.01.1946)
27.02.2019: 21.0°C (alt: 19.3°C am 26.02.2019) in Düsseldorf (seit: 01.07.1969)
27.02.2019: 18.1°C (alt: 17.6°C am 26.02.2019) in Dörpen (seit: 01.03.1959)
27.02.2019: 19.5°C (alt: 19.4°C am 29.02.1960) in Essen-Bredeney (seit: 01.01.1935)
27.02.2019: 16.7°C (alt: 14.8°C am 29.02.1960) in Feldberg/Schwarzwald (seit: 01.01.1945)
27.02.2019: 19.1°C (alt: 18.9°C am 26.02.2019) in Frankfurt/Main (seit: 01.01.1949)
27.02.2019: 18.6°C (alt: 18.0°C am 24.02.1990) in Göttingen (seit: 01.01.1947)
27.02.2019: 20.1°C (alt: 18.9°C am 26.02.2019) in Kleve (seit: 11.11.1947)
27.02.2019: 19.0°C (alt: 18.2°C am 26.02.2019) in Münster/Osnabrück (seit: 01.10.1989)
27.02.2019: 16.1°C (alt: 15.9°C am 21.02.1998) in Hof (seit: 01.01.1947)
27.02.2019: 15.6°C (alt: 14.5°C am 26.02.2019) in Kahler Asten (seit: 01.01.1955)
27.02.2019: 15.8°C (alt: 15.6°C am 21.02.1990) in Kiel-Holtenau (seit: 01.06.1986)
27.02.2019: 21.0°C (alt: 20.7°C am 24.02.1990) in Köln-Bonn (seit: 01.09.1957)
27.02.2019: 15.0°C (alt: 14.2°C am 07.02.2001) in Leuchtturm Kiel (seit: 01.01.1998)
27.02.2019: 19.2°C (alt: 18.6°C am 24.02.1990) in Lippspringe, Bad (seit: 01.01.1951)
27.02.2019: 12.8°C (alt: 12.1°C am 05.12.2006) in List auf Sylt (seit: 01.01.1937)
27.02.2019: 15.3°C (alt: 14.2°C am 25.02.1961) in Norderney (seit: 01.01.1947)
27.02.2019: 18.9°C (alt: 18.3°C am 26.02.2019) in Nürburg-Barweiler (seit: 06.03.1995)
27.02.2019: 20.5°C (alt: 20.2°C am 29.02.1960) in Saarbrücken-Ensheim (seit: 01.01.1951)
27.02.2019: 15.5°C (alt: 14.8°C am 28.02.1959) in Schleswig (seit: 01.01.1947)
27.02.2019: 20.3°C (alt: 19.4°C am 26.02.2019) in Trier-Petrisberg (seit: 01.01.1948)
27.02.2019: 16.6°C (alt: 15.3°C am 25.02.2019) in Wasserkuppe (seit: 01.01.1936)
27.02.2019: 20.1°C (alt: 19.8°C am 26.02.2019) in Weiskirchen/Saar (seit: 01.01.1957)
27.02.2019: 20.6°C (alt: 19.9°C am 29.02.1960) in Wuppertal-Buchenhofen (seit: 01.01.1937)
Absolute Höchstwerte
1. Saarbrücken-Burbach 190 m 21.7 °C (0227)
2. Perl-Nennig 155 m 21.4 °C (0227)
3. Trier-Zewen 137 m 21.4 °C (0227)
4. Kaiserslautern 233 m 21.3 °C (0226)
5. Kaiserslautern 233 m 21.3 °C (0227)
6. Neunkirchen-Wellesweiler 293 m 21.3 °C (0227)
7. Montabaur 230 m 21.2 °C (0226)
8. Düsseldorf 36 m 21.0 °C (0227)
9. Köln-Bonn 68 m 21.0 °C (0227)
10. Bonn-Roleber 159 m 20.7 °C (0227)
11. Bad Neuenahr-Ahrweiler 111 m 20.7 °C (0227)
12. Ihringen 196 m 20.7 °C (2802)
Mitteltemperatur Winter 18/19 (Dez/Jan/Feb) und Abweichungen vom Klimamittel für ausgewählte Stationen
Kommen wir nun zur Bilanz des Winters 2018/2019. Wie ich anfangs erwähnt habe ist die Auswertung für den „Statistikwinter“. Also die Monate Dezember, Januar und den Februar. Kalendarisch geht der Winter natürlich noch bis zum 20.März.
Jeweils sehen wir in der Tabelle für ausgewählte Stationen, möglichst gleichmäßig über Deutschland verteilt und mit vergleichsweise langen Messreihen, die Mitteltemperatur und die Abweichungen vom aktuellen Klimamittel 1981 bis 2010 (Referenzperiode). Tendenziell war der Winter besonders im Norden und Osten recht deutlich „zu warm“ mit oft einem Plus von 2K. Nach Westen und Süden hin waren die Abweichungen dagegen oft etwas geringer. Auf der Zugspitze war der Winter sogar minimal „zu kalt“. Ich habe alles zwischen +/-1K mit grün markiert, da ich Abweichungen in diesem Bereich noch als „normal“ einstufe. Es wird so gut wie nie exakt das Klimamittel erreicht, es gibt fast immer (zumindest geringe) Abweichungen nach oben und unten.
Zusätzlich sind Niederschlagsmengen und Sonnenstunden mit der Abweichung (ebenfalls in mm bzw. Stunden) aufgeführt. An den allermeisten Orten war es bezüglich Sonnenschein und Niederschlag ein halbwegs durchschnittlicher Verlauf, auch wenn es oft etwas mehr Sonnenschein gab als im Mittel und die meisten Orte etwas mehr Niederschlag bekamen. Das ist jedoch alles noch im Bereich der üblichen Schwankungen. Anders sieht es an/in den Alpen aus und auf einigen Gipfeln der Mittelgebirge, wie beispielsweise auf dem Brocken und der Zugspitze. Hier war es deutlich „zu nass“ bzw. auch zeitweise sehr schneereich.
Eistag: Der Tageshöchstwert liegt unter 0 Grad
Frosttag: Der Tagestiefstwert liegt unter 0 Grad
Winterverlauf für ausgewählte Stationen
Im Folgenden habe ich für Berlin-Dahlem, Bremen, Frankfurt/Main, Köln-Stammheim und München-City Diagramme erstellt. Diese zeigen zunächst den Winterverlauf mit Tageshöchstwert und Tagestiefstwert und die täglichen Abweichungen vom Klimamittel der Referenzperiode 1981 bis 2010 (2. Diagramm). Wenn Sie sehen wollen, wie die bisher kältesten Winter seit Messbeginn im Vergleich aussehen, kann ich diesen Beitrag zu „Jahrhundertwintern“ empfehlen.
- Tageshöchstwerte mit großem Archiv seit Messbeginn
- Tagestiefstwerte mit großem Archiv seit Messbeginn
Noch ein paar Worte zu den Abweichungen vom Klimamittel: Die täglichen Abweichungen liegen so gut wie nie bei 0 K (Temperaturdifferenzen werden immer in Kelvin angegeben), zu über 90% ist es täglich entweder wärmer oder kälter als im Klimamittel, oft sogar deutlich. Das liegt einfach an unserem mitteleuropäischen und oft wechselhaften Wetter. Mal Kälte, dann wieder sehr milde Luft. Deswegen ist es auch völliger Blödsinn bei täglichen Abweichungen nach oben oder unten generell von „nicht normal“ zu sprechen. Es muss mindestens die Gesamtbilanz über einen Monat oder eine Jahreszeit betrachtet werden, um eine Aussage zu treffen. Für Klimatrends müssen dagegen mehrere Jahrzehnte betrachtet werden, mindestens 30 Jahre, so wie eben die jeweilige Vergleichsperiode (hier 1981 bis 2010). Und da ist der Trend deutlich, dass es in den vergangenen Jahrzehnten wärmer geworden ist. Die letzten Monate, die kälter waren im Vergleich zum Klimamittel, waren der Februar 2018 und der März 2018. Der vergangene Februar war also der 11. „zu warme“ Monat in Folge. Würden wir die Bilanz mit der Referenzperiode beziehungsweise mit den Mittelwerten von 1961 bis 1990 ziehen, dann wären die Abweichungen noch (deutlich) höher.
Die Einordnung der medialen „Sibirischen Wochen“ von Mitte Januar bis Anfang Februar überlasse ich Ihnen selbst. Als kleine Hilfe vorab der sehr kalte Winter 1962/1963 mit den täglichen Abweichungen in Berlin-Dahlem. Dann unten schauen und vergleichen. 😉 „Sibirische Wochen“ sind dort 3 bis 4 Mal vorgekommen. Dann liegen die Abweichungen längere Zeit sogar zwischen -5 und -10K!
Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Berlin-Dahlem
Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Bremen
Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Frankfurt/Main
Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Köln-Stammheim
Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für München-City
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
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Zahlreiche Apps: Wetter-Apps Pflotsh
Hallo Fabian,
vielen Dank für die interessante Analyse.
Sie zeigt auch, dass die ganzen „Rekordereignisse“ sehr regional verteilt waren. So waren ja die Temperaturen vor allem im Westen Deutschlands sehr hoch. Die Trockenheit bezog sich auch vor allem auf den Osten und die Mitte. Im Allgäu gibt es hingegen so gut wie nie Wassermangel.
Viele Grüße
Wolfgang
Danke, super Beitrag. Das war also Kai Zorns strenger Winter, den er seit November ansage u Karten mit Polarwirbel u blauen Pfeilen postete. Seit Mitte Januar erscheint er nicht mehr auf Facebook. Für den Sommer 18 lag er ebenso „richtig“. Dabei kann man hier lesen, dass eine Vorhersage ganzer Jahreszeiten nicht möglich ist, höchstens Rückschlüsse aus vergangenen Witterungsverläufen.
Hallo, vielen Dank für die tolle Auswertung. Wenn ich die erste Tabelle für den vergangenen Winter richtig lese, hat Bremen statistisch (1981 bis 2010 – Referenzperiode) nur 131 mm Niederschlag (Dezember, Januar und Februar aufaddiert). Würden Sie diese Angaben vielleicht noch einmal überprüfen? Vielen Dank und Gruß.
Danke, sind 158 und damit muss es ein Minus sein.
Thanks for finally writing about >Rückblick auf den Winter
2018/2019 – Wetterkanal vom Kachelmannwetter-Team <Liked it!
Danke für den wissenschaftlichen und fundierten Bericht!
Hallo liebes Kachelmannwetter-Team,
hier etwas verspätet noch die privat fortgeführten Niederschlagswerte vom Fichtelberg für Dez.-Febr. (Quelle: https://fichtelbergwetter.wordpress.com/2019/03/08/fichtelbergwetter-im-februar-2018/)
demnach gab es insgesamt 616,1mm was 228% des Normalwertes entspricht!
Viele Grüße
Silvio