Milde Aussichten: Winter 2018/2019 wird meist „zu warm“ ausfallen
Für eine endgültige Bilanz des „Statistikwinters“, der vom 1. Dezember bis Ende Februar geht, ist es natürlich noch etwas zu früh, aber wir wollen trotzdem schon auf den bisherigen Verlauf schauen. Die Aussichten sind für die dritte Februardekade eher mild bis sehr mild, sodass sich keine deutlich negativen Abweichungen bis zum 28. Februar mehr ergeben sollten. Im Gegenteil, die Abweichungen vom Klimamittel werden vielerorts eher noch nach oben gehen. Ein Update erfolgt dann natürlich Anfang März mit der abschließenden Bilanz des Winters.
Ich betone noch einmal, dass dies kein abschließender Rückblick auf den Statistikwinter sein soll, aber wie wir im Folgenden sehen werden, wird sich da zumindest nach unten bis zum Monatsende nicht mehr viel tun. Deswegen wollen wir zunächst auf die Aussichten bis zum Ende des Monats schauen. Wir sehen zunächst die vom aktuellen Lauf des ECMWF Wettermodells berechneten Abweichungen vom Klimamittel für die kommenden 10 Tage und es wird deutlich, dass gelbe und orange Farben überwiegen. Die Karten sind jeweils für alle 6 Stunden bis Tag 10 animiert. Sie können sich die Karten auch im Detail ansehen, falls die Animation zu schnell geht:
Milder Trend bis Monatsende, oft zweistellige Werte besonders im Westen – kaum Frost
Unten habe ich als Beispiel den XL Trend mit dem Vergleich zahlreicher Wettermodelle für Köln und Berlin herausgesucht. Wir sehen, dass es insgesamt für die dritte Februardekade milde Aussichten sind – für Köln milder als für Berlin, was jetzt nicht ungewöhnlich ist. Sehen wir mal von den Unsicherheiten (besonders zeitweise in Berlin) ab, dann ergibt sich für beide Städte ein Trend mit nur seltenem Nachtfrost und oft zweistelligen Höchstwerten, in Köln sogar zum letzten Februarwochenende hin mit Spitzen bis um 15 Grad. Selbst wenn es besonders nach Osten und Südosten hin nicht super mild wird, so ist das meist immer noch überdurchschnittlich für Ende Februar! Es bestätigt sich also, dass bis zum 28. Februar die Wahrscheinlichkeit für negative Abweichungen zum Klimamittel beziehungsweise kaltes Wetter unwahrscheinlich ist. Ich will dennoch unbedingt erwähnen, dass da im März noch viel Kälte kommen kann. Kann, muss aber natürlich nicht. Einige Wettermodelle deuten jedenfalls für Anfang März immer mal wieder eine markanten Kälteeinbruch an. Aber dazu je nach Aussichten die Tage eventuell mehr.
- XL Trend für ihren Ort – Vergleich zahlreicher Wettermodelle
- Vorhersage und 14 Tage-Trend für ihren Ort
Bisherige Mitteltemperatur Winter 18/19 (Dez/Jan/Feb) und Abweichungen vom Klimamittel für ausgewählte Stationen (Stand 16.02.2019)
Kommen wir nun endlich zur bisherigen Bilanz des Winters 2018/2019. Wie ich anfangs erwähnt habe ist die Auswertung für den „Statistikwinter“. Also die Monate Dezember, Januar und den bisherigen Februarverlauf, hier bis einschließlich 16. Februar. Kalendarisch geht der Winter natürlich noch bis zum 20.März.
Jeweils sehen wir in der Tabelle für ausgewählte Stationen, möglichst gleichmäßig über Deutschland verteilt und mit vergleichsweise langen Messreihen, die Mitteltemperatur und die Abweichungen vom aktuellen Klimamittel 1981 bis 2010 (Referenzperiode). Tendenziell war der Winter bisher besonders im Norden und Osten recht deutlich „zu warm“ mit oft einem Plus von 2K. Nach Westen und Süden hin waren die Abweichungen dagegen oft etwas geringer. Auf unseren Bergen der Mittelgebirge sowie im Alpenraum liegen die Abweichungen oft sogar unter +1K, auf der Zugspitze war der Winter bisher sogar -1,2K „zu kalt“. Ich habe alles zwischen +/-1K mit grün markiert, da ich Abweichungen in diesem Bereich noch als „normal“ einstufe. Es wird so gut wie nie exakt das Klimamittel erreicht, es gibt fast immer (zumindest geringe) Abweichungen nach oben und unten.
Bedenken wir nun den Trend bis Monatsende und was die vergangenen 2 Tage noch für Abweichungen nach oben brachten, so wird sich bei den Zahlen nach unten kaum etwas tun, eher werden die Abweichungen bis Ende Februar noch etwas nach oben gehen.
Winterverlauf bisher für ausgewählte Stationen (Stand 18.02.2019)
Im Folgenden habe ich für Berlin-Dahlem, Bremen, Frankfurt/Main, Köln-Stammheim und München-City Diagramme erstellt. Diese zeigen zunächst den Winterverlauf mit Tageshöchstwert und Tagestiefstwert bis einschließlich dem 18. Februar 2019 (1. Diagramm) und die täglichen Abweichungen vom Klimamittel der Referenzperiode 1981 bis 2010 (2. Diagramm). Wenn Sie sehen wollen, wie die bisher kältesten Winter seit Messbeginn im Vergleich aussehen, kann ich diesen Beitrag zu „Jahrhundertwintern“ empfehlen.
- Tageshöchstwerte mit großem Archiv seit Messbeginn
- Tagestiefstwerte mit großem Archiv seit Messbeginn
Noch ein paar Worte zu den Abweichungen vom Klimamittel: Die täglichen Abweichungen liegen so gut wie nie bei 0 K (Temperaturdifferenzen werden immer in Kelvin angegeben), zu über 90% ist es täglich entweder wärmer oder kälter als im Klimamittel, oft sogar deutlich. Das liegt einfach an unserem mitteleuropäischen und oft wechselhaften Wetter. Mal Kälte, dann wieder sehr milde Luft. Deswegen ist es auch völliger Blödsinn bei täglichen Abweichungen nach oben oder unten generell von „nicht normal“ zu sprechen. Es muss mindestens die Gesamtbilanz über einen Monat oder eine Jahreszeit betrachtet werden, um eine Aussage zu treffen. Für Klimatrends müssen dagegen mehrere Jahrzehnte betrachtet werden, mindestens 30 Jahre, so wie eben die jeweilige Vergleichsperiode (hier 1981 bis 2010). Und da ist der Trend deutlich, dass es in den vergangenen Jahrzehnten wärmer geworden ist. Die letzten Monate, die kälter waren im Vergleich zum Klimamittel, waren der Februar 2018 und der März 2018. Der aktuelle Februar wird also der 11. „zu warme“ Monat in Folge.
Bisheriger Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Berlin-Dahlem
Bisheriger Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Bremen
Bisheriger Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Frankfurt/Main
Bisheriger Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für Köln-Stammheim
Bisheriger Winterverlauf und tägliche Abweichungen vom Klimamittel für München-City
Haben Sie sich schon auf unsere Webseite kachelmannwetter.com umgeschaut? Wir haben zahlreiche Vorhersagetools, wie die Vorhersage Kompakt Super HD, den XL Trend und Ensemble Vorhersagen für jeden Ort.
Neben unseren weltweiten Messwerten mit umfangreichem Archiv, weltweiten Satellitenbildern (mit Archiv ab 1981) und der weltweiten Blitzortung finden Sie neben dem HD Regenradar zahlreiche weitere von uns entwickelte Radartools, wie beispielsweise das Stormtracking für Gewitter oder unser Sturzflut-Tool!
Außerdem gibt es ein umfangreiches Angebot an Modellkarten, wie für Mitteleuropa und andere Teile der Welt das hauseigene Super HD Modell mit 1×1 km Auflösung und das europäische Modell ECMWF mit unzähligen Vorhersagekarten für die ganze Welt.
Zahlreiche Apps: Wetter-Apps Pflotsh
Ein freundliches Hallo,
danke für die immer wieder guten Ausarbeitungen, dabei ist zwar „klar“, das die Referenz 1981 – 2010 genommen wird und doch sind wir (Metereolaien) aus mehreren Gründen der Meinung, es müsste „eigentlich“ immer auch z.B. „1961 – 1990“ gegengestellt werden.
Warum, aus den folgenden Gründen, die „meisten / starken“ Temperaturabweichungen (nachweislich deutlich mehr Hitzewellen usw. / Erwärmung), sind ab den 1980’ern und besonders 2000’ern damit entgegen dem vorherigen „Zeitraum“ nun schon enthalten.
Damit sind die Kelvin Abweichung zwar immer noch „klar“ vorhanden, doch glauben wir bei weitem nicht so „klar“(relevanter) als vor dieser ab da doch deutlichen Veränderung in / ab den „Achtziger / Zweitausendern“ ?!
Was auch dazu führt, das Viele glauben es wäre ja noch Alles im „Rahmen“.
PS.
Wir hatten am Sonntag den 17.02.2019 bei uns 18,6 Grad Celsius.
Ciao und toi toi toi 🙂
Ja und Nein. 😉
Das Klima ist im Wandel und 1981 bis 2010 kommt eben näher an das Klima, was heute „normal“ ist. Aber es ist natürlich vollkommen richtig, dass die Abweichungen zu 1961 bis 1990 noch (teils deutlich) höher liegen. Das kann man ruhig erwähnen.
Dieser Winter ist schon außergewöhnlich mild. In Berlin bisher im besten Fall ca. -7,5 °C. Zwar geht der Winter noch ein paar Tage, aber falls sich daran nichts mehr ändert, wäre es die höchste Tiefsttemperatur eines Winters hier seit 10 Jahren, glaube ich. Ich habe einen Feigenstrauch im Garten. Der friert in fast jedem Winter bis zum Boden ab. Wenn es nicht mehr deutlich kälter als -7,5 °C wird, gibt es eine ordentliche Feigenernte. Allerdings wäre mir ein Winter mit ordentlich Schnee und tiefen Temperatuern nach dem Dürrejahr 2018 weitaus lieber gewesen. So wenig Schnee wie in diesem Jahr gab es hier auch schon lange nicht mehr. Nur ganz selten und kurz mal ein paar mm.
Danke für den Bericht.
Der Februar wird wohl ca. +3k bis +3,5k ( 1961-1990 ) zu warm.
Der Meteorologe Kai Zorn hat Anfang Februar für Ende Februar große Kälte mit Schnee und Frost verkündetet, damit hat Kai Zorn wieder völlig falsch gelegen, wie schon oft in den letzten Monaten.
Und das Wetter ist sehr mild.