Mittelmeertief könnte ersten Schnee besonders in den Mittelgebirgen und Alpen bringen
Ab Freitag kommt erneut Bewegung in die Wetterlage über Europa, wenn sich ein kräftiges Tief über dem Golf von Genua bildet und über Italien und die Alpen anschließend nordwärts wandert. Dabei gibt es ein Zusammenspiel von warmer und feuchter Mittelmeerluft und kalter Polarluft aus dem hohen Norden Europas. Dies kann zu den ersten nennenswerten Schneefällen in den Mittelgebirgen, ja unter Umständen sogar für Schneeregen oder nassen Schnee bis ins Tiefland führen. Die Entwicklung ist aber sehr unsicher, wie wir im Folgenden sehen werden.
Kaltfront am Freitag
Am Freitag wird uns eine Kaltfront aus Nordwesten erreichen, die bis zum Abend wahrscheinlich einen Streifen diagonal von Südwest nach Nordost über Deutschland erreicht. Wir sehen es unten auf der Vorhersagekarte für die Wolken und das signifikante Wetter um 18 Uhr. Rückseitig strömt labile Höhenkaltluft in den Nordwesten mit Schauern und einzelnen Gewittern im Nordseeumfeld. Am Samstag wird die Kaltfront dann die Alpen erreichen, mehr dazu im nächsten Abschnitt. Für den genauen Ablauf folgende Karten:
Samstag – Kampf der Luftmassen beginnt
Wir sehen unten eine Karte für den Luftdruck am Samstagabend (links) und die Schneefallgrenze (rechts). An dieser können wir gut die Luftmassen erkennen, die ich in der Luftdruckkarte aber mit Pfeilen auch eingezeichnet habe. Das sich bildende Tief über dem Golf von Genua lenkt an der Vorderseite warme und feuchte Mittelmeerluft nach Norden gegen die Alpen, während Kaltluft an der Rückseite weit nach Süden stößt bis zur Iberischen Halbinsel. Zündstoff für eine kräftige Tiefdruckentwicklung.
Regen geht zumindest in höheren Lagen im Süden in Schnee über
Es passiert nun folgendes in Süddeutschland: Je nach Ausprägung des Tiefs schiebt sich mehr oder weniger stark die Warmluft in höheren Luftschichten über die kältere Luft in tieferen Luftschichten. Das löst zunächst Niederschläge aus. Dabei ist es haarscharf und nur schwer zu sagen, wie weit die Schneefallgrenze runterkommt. Es könnte beispielsweise inneralpin am Hauptkamm weit hinauf bis über 2000 Meter regnen, an der Alpennordseite dagegen bis in die Täler schneien. Dabei kann sich je nach Niederschlagsintensität Isothermie einstellen, was bedeutet, dass es auf 1500 Meter 0 Grad hat und auf 700 Meter ebenso. Es würde schneien. Drückt die Warmluft nur einen ticken stärker nach Norden, was eben auf die stärke und Ausprägung des Genuatiefs ankommt, dann regnet es bis weit hinauf.
Jedenfalls deuten das ECMWF und US Modell schon Samstagabend den Übergang in Schnee an, wir sehen es unten auf den beiden Karten für Samstag, 20 Uhr. Erstes Blau taucht an den Alpen, im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb sowie im Bayerischen Wald auf. In der Nacht zum Sonntag könnte es dann durchaus weit hinab schneien, sich auf eine genaue Schneefallgrenze festzulegen, wäre zum heutigen Zeitpunkt aber Blödsinn.
Tief zieht über die Alpen nach Norden
Im weiteren Verlauf am Sonntag und am Montag setzt sich das Tief in Bewegung und macht sich auf nach Norden. In Italien und auf dem Balkan, insbesondere aber auf der Alpensüdseite gibt es ergiebige Niederschläge, die bis weit hinauf als Regen fallen. Unwetter drohen mit Hochwasser und Überschwemmen, wenn wir uns diese tierischen Niederschlagsmengen ansehen.
Dabei gibt es bei uns noch große Unterschiede in den Berechnungen der Wettermodelle, wie wir unten auf den Luftdruckkarten sehen. Das ECMWF hat am Montagabend das Tief mit Zentrum bereits über Bayern (links), während das US Modell (rechts) den Kern noch über Norditalien sieht. Das hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf unser Wetter, denn die Warmluft an der Vorderseite des Tiefs würde unterschiedlich weit nach Norden und Westen über Deutschland geweht. Dabei stellen sich erneut, wie oben schon beschrieben, Aufgleitprozesse ein. Die feuchte und wärmere Mittelmeerluft schiebt sich zunächst in der Höhe über die kältere Luft am Boden, was länger andauernde Niederschläge auslöst. Bei Aufgleiten können sich scharfe Luftmassengrenzen einstellen, wo es auf der kalten Seite bis in tiefere Lagen Schneeregen oder nasse Flocken gibt und auf der warmen Seite weit hinauf bis in den Gipfellagen regnet.
Schnee bis Montag am ehesten in den Mittelgebirgen
Wir sehen unten zwei Schneehöhenkarten für Montag um 10 Uhr. Es sind Berechnungen aus dem ECMWF Modell (links) und dem US Modell (rechts). Wir erkennen dort die oben beschriebenen Unterschiede, nämlich dass nach dem ECMWF die Warmluft weiter nach Westen ausgreift. Deswegen wird hier auch etwas Schnee im Sauerland und der Eifel berechnet. Das US Modell belässt die Warmluft weiter im Südosten und hätte damit vor allem im Schwarzwald und im Erzgebirge einige Zentimeter Neuschnee. In den Alpen und in Südostbayern ist die Wahrscheinlichkeit wohl am Größten, dass die Warmluft von Österreich reinschwappen wird.
Schneefall am Montag und Dienstag völlig unsicher
Gut, es sind noch 6 Tage bis Dienstag, ein Zeitraum, über den man beim Wetter bezüglich einem Trend schon reden darf. Die Unsicherheiten wegen der Tiefdruckentwicklung und der Zugbahn sind aber derart groß, dass noch keine Aussage getroffen werden kann. Wir sehen unten 8 verschiedene Berechnungen der Schneehöhe aus den ECMWF Ensembles. Insgesamt 50 Varianten werden hier berechnet, ich habe 8 davon herausgesucht. Es ist von einer nassen Schneedecke bis in tiefe Lagen (ideale Bedingungen durch Aufgleiten) bis Null Schnee selbst in den höheren Lagen alles vertreten. Sie können sich die frisch berechneten Varianten unter folgendem Link ansehen. Einfach im Menü unter „Varianten“ die Karten durchgehen:
Dabei gilt es aber die grobe Auflösung der Karten zu bedenken. Die kennen nicht die einzelnen Täler in den Mittelgebirgen, wie beispielsweise im Sauerland. Das Sauerland ist in den Karten ein großer Berg, was wir an der Schneehöhe auch sehen. Gerade im Tiefland sind die Karten mit Vorsicht zu genießen, geben aber einen Hinweis, ob es vielleicht für Schnee reichen könnte. Das mit dem Liegenbleiben ist sowieso so eine Sache – die Böden sind noch warm. Würde es aber stark genug schneien, wird dem Boden rasch Wärme entzogen und Schnee kann trotzdem vorübergehend liegen bleiben.
Was was wir oben auf den Karten gesehen haben, also die 50 Berechnungen für die Schneehöhe, gibt es auch in Form eines Diagramms für jeden Ort. Ich habe unten mal Winterberg im Hochsauerland herausgesucht und es zeigt sich, wenn wir oben unter Niederschlag „Schneehöhe“ auswählen, ein deutlicher Berg. Es gibt so einige Berechnungen, die also im Hochsauerland zumindest etwas Schnee sehen, aber auch einige Lösungen, die nix machen. Das Mittel aller 50 Berechnungen (blaue Linie) liegt bei etwa 4 cm am Dienstag. Schauen Sie für ihren Ort einfach hier nach und bitte im Tiefland und ganz besonders in Alpen- und Mittelgebirgstälern mit Vorsicht genießen:
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Das kühle Wetter die nächsten Tage, wird die große positive Temperatur-Abweichung nach unten korrigieren und damit wird der Oktober nur leicht zu warm.
Mein Tipp für Oktober 2018 von +1 bis +1,5 Grad nach 1961-1990.
Wieso kommt davon nichts (kaum was) in Dtl. an?!