UPDATE! El Niño 2015
Es bleibt dabei: das diesjährige El Niño wird anders sein als alle bisher aufgezeichneten. Anlässlich der heute erschienenen neuesten El Niño-Vorhersagediskussion der US-amerikanischen Wetterbehörde NOAA fasse ich kurz den aktuellen Stand zusammen.
Eine ausführlichere Erklärung des Phänomens El Niño und eine erste Analyse des Ereignisses 2015 findet ihr hier.
Die Wasseroberflächentemperaturen haben sich im zentralen tropischen Pazifik (bezeichnet mit Nino 3.4 bzw. Nino 3), wie prognostiziert, weiter erwärmt. Die Nino 1+2-Region dagegen, d.h. der östliche Pazifik direkt vor der Küste von Peru und Ecuador, hat sich eher (vielleicht nur vorübergehend?) leicht abgekühlt.
Abweichung der Wasseroberflächentemperatur vom langjährigen Mittel für verschiedene Regionen des tropischen Pazifiks (NINO 4: westlicher Pazifik, NINO 3 und NINO 3.4: zentraler Pazifik, NINO 1+2: östlicher Pazifik; Quelle: NOAA).
Im Vergleich zum starken El Niño 1997/98, ist das Oberflächenwasser im zentralen Pazifik (Niño 3.4) in diesem Jahr ähnlich. In dem Bereich gehört die Erwärmung weiterhin zu den stärksten bisher beobachteten. Die Erwärmung im östlichen Pazifik ist bisher deutlich geringer als 1997. Nichtsdestotrotz kann man von einem starken El-Niño Ereignis sprechen.
Abweichung der Wasseroberflächentemperaturen der Ozeane vom langjährigen Mittel (Quelle: NOAA und NOAA).
Ganz allgemein gibt es einen Unterschied, ob sich die stärkste Erwärmung im zentralen oder im östlichen Pazifik abspielt. In letzterem Fall sorgt die durch das sehr warme Oberflächenwasser verstärkte Konvektion (und damit mehr Stürme in dem Gebiet) mit hoher Wahrscheinlichkeit für stark erhöhte Niederschläge in Peru und Ecuador. Wenn sich der Ostpazifik aber gar nicht so extrem erwärmt, ist die Verstärkung der Konvektion weniger dramatisch. Das heißt leider nicht, dass Peru dann komplett verschont wird, aber große Überschwemmungen würden dann hoffentlich ausbleiben. Allerdings wird vermutet: Sollte sich der Ostpazifik einmal so weit erwärmt haben, dass sich häufiger Stürme bilden, könnte sich die Walkerzirkulation deutlicher nach Osten verschieben (siehe hier) und schlussendlich die Erwärmung im Ostpazifik beschleunigen.
Die NOAA rechnet weiterhin mit einem starken El Niño-Ereignis für Herbst/Winter 2015/16. Das beinhaltet neben üblicherweise Trockenheit in Indonesien und Australien und verstärktem Niederschlag über Peru und Ecuador auch eine unterdurchschnittliche atlantische und eine überdurchschnittliche pazifische Hurrkansaison. In der Tat war es, was Hurrikane angeht, über dem Atlantik bisher eher ruhig, wohingegen Hurrikane über dem Pazifik den Sicherheitsabstand nicht mehr eingehalten haben (halber Tacho!). Weiteres zu Hurrikanen im Pazifik und Atlantik z.B. hier und hier. In wie weit das Wetter in anderen Teilen der Welt vom diesjährigen El Niño beeinflusst wird, ist auch weiterhin unsicher. Das liegt zum einen daran, dass die indirekten Verbindungen zu anderen Wettersystemen nicht so richtig gut bekannt sind und diese dann auch vom aktuellen Zustand dieser Wettersysteme abhängen, zum anderen ist es auch nicht ganz klar wie sich dieses El Niño-Ereignis genau weiterentwickeln wird, d.h. wie stark die weitere Erwärmung des Oberflächenwassers im zentralen und östlichen Pazifik genau ausfällt.
Wie ungewöhnlich die Temperatur- und Niederschlagsanomalien, die im Zeitraum Juni – August 2015 aufgetreten sind, wurde von der NOAA in zwei anschaulichen Grafiken verdeutlicht. Ein Wert von 90% bedeutet hier, dass der Juni – August in diesem Jahr wärmer bzw. feuchter war als 90% der Juni – August-Zeiträume vergangener Jahre (mit anderen Worten: nur jeder Zehnte Juni – August-Zeitraum war wärmer bzw. feuchter als der diesjährige). Wir sehen, dass Südamerika im einen ungewöhnlich warmen und feuchten Winter erlebt hat, während es im Süden Australiens ungewöhnlich kalt war. Sonst war es auch z.B. an der nordamerikanischen Westküste sowie in Südostasien deutlich zu warm. In Zentralamerika, Kalifornien, Indien und Südostasien war es in diesem Sommer teilweise deutlich zu trocken. Einige dieser Anomalien stehen durchaus in Zusammenhang zum aktuellen El Niño-Ereignis (siehe hier).
Einordnung der Temperatur- und Niederschlagsanomalien im Zeitraum Juni – August 2015 (Quelle: NOAA und NOAA).
Was macht nun die Vorhersage weiterhin unsicher und dieses El Niño ganz sicher einzigartig?
Vereinfacht gesagt haben wir sehr wenig Erfahrung mit extremen El Niño-Ereignissen wie diesem. Bisher konnten nur 2 solche Ereignisse umfassend beobachtet und später analysiert werden (1982/83, 1997/98). Darüber hinaus verhält sich El Niño 2015/16 schon mal anders als seine beiden Vorgänger. Abgesehen von den direkten Einflüssen in z.B. Peru und Indonesien, die als sehr sicher gelten, gibt es keine Garantie, dass sich in anderen Teilen der Welt ähnliche Wetterphänomene wie z.B. 1997/98 ergeben.