Die negativen Seiten der Hitze – Trockenheit, Waldbrandgefahr und mehr
Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten hier schon häufig über das Thema Trockenheit und Niedrigwasser berichtet. Besonders im Südwesten Deutschlands ist in den vergangenen Monaten, oft schon seit dem Spätsommer 2016 nur sehr wenig Niederschlag gefallen. Auch wenn man dies oberflächlich nicht immer direkt sieht, die Böden sind teilweise bis in große Tiefen ausgetrocknet, der Grundwasserspiegel sinkt und natürlich führen auch die Flüsse immer weniger Wasser. Es dürfte in einigen Gebieten, insbesondere zwischen Eifel, der Pfalz und dem Rhein-Main-Gebiet sowie teilweise auch in Franken eine der trockensten Phasen der vergangenen Jahrzehnte sein.
Sie müssen immer bedenken: Nachhaltig helfen nur flächige, länger anhaltende und ergiebige Regenfälle. Die örtlichen Gewittergüsse mit lokalen Überschwemmungen bringen maximal sehr örtlich und kurzfristig eine Linderung der Trockenheit.
Vergleichen wir zunächst mal den Niederschlag in 2017 bisher mit dem in 2016 bis zum gleichen Zeitpunkt (18.06.). Die Karten werden aus Radardaten abgeleitet und mit Messwerten der Wetterstationen angeglichen. Da natürlich nicht auf jedem Quadratkilometer eine Wetterstation steht, kann es örtlich auch zu Abweichungen kommen. Sie bieten aber einen sehr guten Überblick. Wir sehen, dass es in 2016 auf die Fläche gesehen deutlich nasser war!
Niederschlag Jahr – bis 18.06.2017
Niederschlag Jahr – bis 18.06.2016
Im Folgenden eine Liste mit dem bisherigen Jahresniederschlag bis 18.06.2017 und dem Jahresmittel.
Trockenste Orte 2017 bisher – Jahresmittel (1981-2010)
1. Bad Dürkheim 134 m 151.2 mm / Mittel Jahr 574 mm
2. Worms 95 m 155.9 mm / Mittel Jahr 593 mm
3. Olsdorf 300 m 162.8 mm / Mittel Jahr 861 mm
4. Alzey 191 m 163.8 mm / Mittel Jahr 564 mm
5. Fritzlar (Flugplatz) 174 m 164.3 mm / Mittel Jahr 609 mm
6. Berlin-Schönefeld 46 m 169.2 mm / Mittel Jahr 525 mm
7. Bad Kreuznach 111 m 170.9 mm / Mittel Jahr 549 mm
8. Bad Neuenahr, Ahrweiler 111 m 171.8 mm / Mittel Jahr 671 mm
9. Demker 36 m 172.6 mm / Mittel Jahr 531 mm
10. Quedlinburg 123 m 174.0 mm / Mittel Jahr 538 mm
Aktuelle Lage
Auch im Juni gibt es zahlreiche Regionen, in denen es bisher nur sehr wenig geregnet hat. Zudem verdunsten im Sommer die gefallenen Niederschläge sehr schnell. Wir sehen auf der Karte unten, wie eigentlich fast immer in den Sommermonaten, große Unterschiede. Im Sommerhalbjahr fallen die Niederschläge meist in Form von Schauern und Gewittern, die begrenzt sind und nur örtlich auftreten.
Niederschlagssummen Monat – bis 18. Juni
Trockenste Orte Juni 2017 bis 18. Juni
1. Lohr am Main-Halsbach 285 m 11.4 mm
2. Heinsberg-Schleiden 39 m 13.6 mm
3. Münster/Osnabrück 48 m 13.7 mm
4. Schaafheim-Schlierbach 148 m 13.9 mm
5. Geisenheim 108 m 14.0 mm
6. Müllheim 408 m 14.6 mm
7. Nienburg 29 m 14.6 mm
8. Mühldorf 405 m 14.7 mm
9. Arnstein-Müdesheim 234 m 14.9 mm
10. Mainz-Lerchenberg (ZDF) 90 m 15.1 mm
11. Rahden-Kleinendorf 54 m 15.6 mm
12. Alzey 191 m 15.9 mm
13. Aldersbach-Kriestorf 351 m 15.9 mm
14. Friesoythe-Altenoythe 11 m 16.0 mm
15. Singen 445 m 16.0 mm
16. Kahl/Main 108 m 16.6 mm
17. Alfhausen 45 m 16.7 mm
18. Fritzlar (Flugplatz) 174 m 16.7 mm
19. Köln-Stammheim 44 m 16.8 mm
20. Schwandorf 358 m 16.9 mm
Steigende Waldbrandgefahr
Mit der nun kommenden Wärme/Hitze, oft viel Sonnenschein und hoher Verdunstung, wird die Waldbrandgefahr in vielen Landesteilen deutlich ansteigen. Örtliche Schauer und Gewitter am Dienstag bringen nur sehr begrenzt starke Niederschläge. Insbesondere in der Südwesthälfte, aber auch gebietsweise im Osten muss mit hoher bis sehr hoher Gefahr von Wald- und Flächenbränden gerechnet werden!
Bis einschließlich Donnerstag sieht zum Beispiel das US Modell nur die lokalen Schauer- und Gewittergüsse, oft bleibt es durchweg trocken. Erst zum Wochenende könnten häufiger kräftige Regenschauer und Gewitter auftreten. Wie flächig diese auftreten ist aber noch völlig offen. Wahrscheinlich wird es auch dann weiterhin trockene Regionen geben.
Niedrigwasser
Insbesondere am Rhein und seinen Nebenflüssen, aber auch im Osten beispielsweise an Elbe und Oder herrscht zunehmend erneut Niedrigwasser. Dass es in den Sommermonaten nur wenig regnet, ist gar nicht so ungewöhnlich. Bedenklich ist vor allem, dass es im Frühjahr, teilweise auch im Winter sehr trocken war. Es gab beispielsweise für den Rhein auch nur wenig Schmelzwasser aus den Schweizer Alpen. Sollte jetzt der Sommer noch sehr trocken werden, dann könnte es durchaus kritisch werden! Aber: Die Wetterlage kann sich ja noch umstellen – wir wissen noch nicht, was eventuell im Juli oder August ansteht.
Jedenfalls führen viele Flüsse nur noch wenig Wasser. Oft liegen die Wasserstände so tief, wie es häufiger erst im Spätsommer vorkommt. Problem: Wir stehen erst ganz am Anfang der oft trockenen Sommermonate!
Tipps zur Hitze
Es sei auch noch mal gesagt, dass es nicht überall brütend heiß wird in Deutschland! Checken Sie einfach ihren Ort, am besten vergleichen und Potenzial abschätzen mit unserer XL Vorhersage (Vergleich zahlreicher Wettermodelle).
Ansonsten erspare ich mir die üblichen und jedes mal wiederkehrenden Tipps, dass man viel trinken soll usw.. Das dürfte wohl mittlerweile jeder wissen. Aber da es jedes Jahr immer wieder passiert:
- NIEMALS Kinder oder Tiere im Auto lassen! Auch nicht mit halb geöffnetem Fenster. Auch nicht „mal eben ganz kurz“ um beim Bäcker rein zuspringen und Brötchen zu holen. Die kurzwelligen Strahlen der Sonne sorgen dafür, dass sich das Innere des Autos schon innerhalb weniger Minuten extrem aufheizt. Bei einer Außentemperatur von 30 Grad sind es nach 10 Min im Auto beispielsweise schon 39 Grad, nach 30 Minuten fast 50 Grad. Nur 2 Minuten im Auto können für kleine Kinder also lebensgefährlich sein! Ihre Körper können sich noch nicht so gut selbst regulieren wie die von Erwachsenen. Daher niemals an heißen Tagen das Kind im Auto noch ausschlafen lassen und bei etwas älteren Kindern aufpassen, dass sie sich nicht den Schlüssel schnappen, im Auto spielen und sich am besten noch einschließen. Zum Thema Tiere noch: auch den Tieren immer genug Wasser geben und sie möglichst drinnen lassen.
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Ich beobachte das hier im sonst regenreichen Erzgebirge mit normalerweise immer feuchtem Lehmboden. Bei Schachtarbeiten im Mai war der Boden unterm Gras bis in 60-70 cm Tiefe staubtrocken, der computermodellierte Dürremonitor des UFZ wies aber z.B keine signifikante Trockenheit aus. Alle Regengebiete segeln an uns vorbei, Schauer halten wenn nur kurz an und ein permanenter Wind weht alle Feuchtigkeit davon. Merken und wahrnehmen tut es nur kaum einer, es ist kein Thema.
Ich finde es schlimm, wie im öffentlichen Leben, zB bei Wetterberichten im Radio oder Fernsehen, „gutes“ Sommerwetter mit „sonnig und trocken“ gleichgesetzt wird. Und wehe es zieht eine Regenwolke auf, dann ist der Sommer sofort „ins Wasser gefallen“.
Darüber hinaus finde ich es aber auch bisschen schade, dass das Thema hier immer nur sehr oberflächlich behandelt wird. Dass die Flüsse Niedrigwasser führen, der Boden austrocknet etc., ist nun alles nicht weiter überraschend. Zusätzlich würde ich mir vielmehr mal eine ausführliche Analyse wünschen, warum diese Trockenheit nun über so lange Zeit einfach nicht weicht. Ich meine, drei oder vier Wochen Trockenheit lassen sich noch mit einer bestimmten Wetterlage usw. erklären, aber wir haben das Problem hier schon seit Monaten! Weiß keiner warum kein Regen mehr kommt? Oder schätzt man es als Thema ein, das keiner hören will (siehe oben, Schönwettersommer)?
Wir berichten seit Monaten immer wieder über die Trockenheit, bitte im Archiv suchen. Es regnet einfach wenig, weil es nur noch selten aktive Westlagen gibt und gerade der Südwesten immer (zu) nah am Hoch liegt/lag.
Guten Morgen.
mein Eindruck ist, dass die SW-lagen immer mehr zu nehmen und meist länger andauern , als wenn sich mal eine Westlage einstellt. Die ist meist nach 3- 4 Tagen wieder verschwunden.
Im Moment überbieten sich ja die Medien zum Thema Sommer, dabei naht die zeit 27.6 – circa 7.7.2017.
Nicht auszumalen, wenn sich die Großwetterlage in diesem Zeitraum dann auf W/NW umstellen würde.
Hier ein Link zu den Grundwasserständen Bayerns.
http://www.nid.bayern.de/grundwasser
Möge sich jeder selbst eine Meinung dazu bilden.
Derartige Trockenphasen wie wir sie gegenwärtig erleben, können sich über viele Monate; sogar Jahre hinziehen.
Im 19. Jahrhundert wurde der Mittelgebirgsraum von einer dreijährigen extrem niederschlagsarmen Periode heimgesucht. Das war die Zeit von 1872 bis 1874.
1976 wurde eine fast beispiellose Dürre vor allem über Westeuropa zur Katastrophe; zumal die Jahre zuvor häufig von langen Trockenphasen geprägt waren.
Wie lange die aktuelle Niederschlagsarmut noch anhalten wird, lässt sich ganz gewiss nicht vorhersagen.
Beste Grüße an das Team und vielen Dank für diesen Bericht zur aktuellen Lage an der Dürrefront.
Nur früher war der Wasserverbrauch geringer.