Risse im Antarktiseis – Deutsche Forschungsstation nicht in Gefahr
Seit mehreren Monaten gehen Meldungen um die Welt über einen gigantischen Riss im Antarktiseis – wir berichteten. Der Riss zieht sich durch das LarsenC-Schelfeis und wird nach neuesten Beobachtungen immer länger. Es fehlt nicht mehr viel, bis ein riesiger Eisberg entsteht, der mehr als doppelt so groß ist wie das Saarland. Auch in anderen Schelfeis-Bereichen treten Risse auf.
Die größeren Buchten des antarktischen Kontinents sind vom Schelfeis bedeckt, das sich im Weddell-Meer in 4 Blöcke unterteilt. Das Schelfeis dort wurde nach dem norwegischen Kapitän Carl Anton Larsen benannt, der Ende des 19. Jahrhunderts am Eisschelf entlang segelte. Das größte Eisschelf ist LarsenC, das nun zu zerbrechen droht. Ob dieses Phänomen eine Folge des Klimawandels ist, weiß man nicht. Ähnliche Abbrüche gab es unter anderem im Jahre 2002 am LarsenB-Eisschelf. Der aktuelle Abbruch wäre allerdings etwa doppelt so groß wie damals. Da das Eis im Wasser schwimmt, wäre der Effekt durch Abschmelzen auf den Meeresspiegelanstieg gering. Allerdings kann sich – wenn der aufstauende Effekt durch das Meereis fehlt – der Larsen-Gletscher beschleunigen und somit große Mengen an Eis verlieren.
Eine britische Forschungsstation wird derzeit wegen eines Risses im Eis verlegt. Auch das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven betreibt eine Station in der Antarktis, die Neumayer Station III, die sich einige Hundert Kilometer entfernt von dem Larsen-Riss auf dem Ekström-Schelfeis befindet. Wir haben dazu Dr. Christine Wesche interviewt, die an der Station unter anderem mit Fernerkundung das Eis überwacht, vielen Dank.
Wird an der Neumayer-Station das Geschehen im Larsen Schelfeis verfolgt?
„Hier an Neumayer hängen Pressemitteilungen aus, wo die Ausbreitung des Risses beschrieben ist. Interessierte Stationsbewohner suchen dann noch nach weiteren Informationen.“
Wäre ein Riss durch das Ekström Schelfeis denkbar und wird dieses überwacht?
„Es gibt natürlich auch Risse auf dem Ekström Schelfeis – wie auf jedem antarktischen Schelfeis, jedoch nicht in der Region, wo die sich die Station befindet. Manche Schelfeise sind durch ihre Geometrie und die Fließgeschwindigkeit des Eises stärker von Spalten oder Rissen betroffen. Das Ekström Schelfeis ist ein langsames Schelfeis (ca. 160-180 m pro Jahr) und wird an mehreren Stellen durch kleine Inseln, sogenannte Pinning Points, stabilisiert. Die Station wurde an einer Stelle erbaut, wo keine Risse zu erwarten sind.
Man beobachtet die Entwicklung des Schelfeises mit Hilfe von Satellitenbildern. Daraus kann man auch immer wiederkehrende Rissstrukturen erkennen. Derzeit arbeiten wir eng mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammen, die uns hochaufgelöste Radarsatellitenbilder des TerraSAR-X zur Verfügung stellen, die auch bei schlechtem Wetter und während der dunklen Wintermonate Informationen liefern können. Zusätzlich nutzen wir Radarsatellitenbilder des Sentinel-1a und b, sowie wenn es die Bedingungen erlauben optische Satelliteninformationen.“
Was würde mit der Neumayer-Station passieren, wenn sich ein Riss bilden würde, könnte sie theoretisch verlegt werden?
„Die Neumayer Station III könnte in einem solchen Fall nicht verlegt werden. Man müsste die Station so weit wie möglich zurückbauen und an einer anderen Stelle neu aufbauen. Ein Verzug der Station, wie im Falle von der britischen Halley VI Station, ist nicht möglich.“
Ähnliche Risse wie im Larsen-Schelfeis gibt es in vielen Küstenregionen der Antarktis, so auch im Brunt Schelfeis, wo sich die britische Forschungsstation Halley VI befindet.
Die Station wird derzeit verlegt – kein normaler Umzug, wie man ihn bei uns kennt. Die Station wurde aber so gebaut, dass eine Verlegung jederzeit möglich ist. Eine Verlegung der deutschen Station wäre nicht möglich, dafür ist sie auf eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren ausgelegt. Die Stelzen können ausgefahren und die Station bei einer Erhöhung der Schneedecke nach oben gefahren werden.
Die Temperaturen in der Antarktis aus dem globalen US-Modell. Eingetragen sind das Larsen-Eisschelf, die britische und die deutschen Forschungsstation.
Die Temperaturabweichungen vom langjährigen Mittelwert aus dem globalen US-Modell.
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Update am 04.02.2017: Der im Beitrag erwähnte Umzug der britischen Station ist abgeschlossen, mehr dazu auch hier: http://www.spektrum.de/news/antarktis-umzug-erfolgreich-beendet/1437286